Page 849 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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irgendein Gewerbe dorthin zu bringen. So konnte die Stadt nie
                anwachsen.
                     Alles, was wir tun, ist eine Nachahmung der Natur. Somit ist es

                unmöglich und naturwidrig, daß ein dünner Stamm einen dicken Ast
                trägt. Darum kann eine kleine Republik keine Städte und Reiche erobern,
                die stärker und größer sind als sie. Gelänge es ihr auch, so erginge es ihr
                wie einem Baum, dessen Zweige stärker sind als der Stamm: er kann
                seine Last kaum tragen, und der geringste Windstoß bricht sie ab. So
                erging es Sparta, als es alle Städte Griechenlands erobert hatte. Kaum
                hatte sich Theben empört, 349 v. Chr. so fielen alle übrigen ab, und der

                Stamm blieb bloß und ohne Zweige. Das konnte Rom nicht zustoßen,
                denn sein Stamm war so stark, daß er alle Zweige leicht tragen konnte.
                Dies Verfahren also und einige andre, die wir unten anführen werden,
                machte Rom groß und mächtig. Livius drückt es mit zwei Worten aus:
                Crescit interea Roma Albae ruinis.



























































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