Page 948 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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als der Bösen zu erwerben, leichter den Gesetzen zu gehorchen, als über
sie herrschen zu wollen. Wollen sie aber wissen, wie sie es anzufangen
haben, so brauchen sie sich nur das Leben der guten Fürsten als Spiegel
vorzuhalten, z. B. das des Timoleon von Korinth, des Aratos von Sikyon
Timoleon, s. Buch I, Kap. 10, Anm. 29. Aratos (um 271-213 v. Chr.)
befreite seine Vaterstadt von der Tyrannei, wurde 245 Stratege des
Achäischen Bundes, dem er Kraft und Ansehen gab, später auf Anstiften
Philipps III. von Mazedonien vergiftet. und andrer mehr. In deren Leben
werden sie so viel Sicherheit und Zufriedenheit auf Seiten des
Regierenden finden, daß sie Lust bekommen werden, sie nachzuahmen,
zumal sie es aus den angeführten Gründen so leicht können. Denn wenn
die Menschen gut regiert werden, suchen und verlangen sie keine andere
Freiheit, wie das Beispiel der Völker beweist, die von den beiden
Genannten regiert wurden. Denn sie zwangen sie, bis an ihr Lebensende
ihre Fürsten zu bleiben, obwohl sie mehrmals ins Privatleben
zurücktreten wollten.
Da nun in diesem und den zwei vorigen Kapiteln von dem Haß gegen
die Fürsten, von der Verschwörung der Söhne des Brutus gegen das
Vaterland und von den Anschlägen des Tarquinius Priscus und Servius
Tullius die Rede war, so scheint es mir angebracht, im folgenden
ausführlich darauf einzugehen, zumal der Gegenstand für Fürsten wie für
Privatleute gleich beachtenswert ist.
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