Page 299 - Soziale Beziehungen, unter die Lupe genommen! 2019
P. 299
nicht als Aggression empfunden werden. Meist machen
sich die Gruppenmitglieder um den Einzelnen — beson-
ders wenn es sich um einen neuen Mitarbeiter handelt —
ebenso viele Gedanken wie er um die Gruppe.
Letztendlich nützen Kooperation und Zusammenhalt
der ganzen Gruppe — eine Erkenntnis, die man auch
klar machen sollte, wenn Probleme entstehen. Wenn
man der Etablierung der Gruppe genug Zeit lässt, wird
sich in der Regel eine gute Arbeitsbeziehung entwickeln.
Mit Einzelpersonen arbeiten
Es gibt kaum offizielle hierarchische Unterschiede,
die Einzelne auf einer horizontalen Ebene am Arbeits-
platz voneinander absetzen. Trotzdem kann eine implizi-
te Machtstruktur vorhanden sein. Manchmal schätzen
sich Mitarbeiter mit längerer Betriebszugehörigkeit oder
Berufserfahrung oder solche, die sich für begabter hal-
ten, als wichtiger ein als ihre Kollegen und bauen so un-
ausgesprochen Hierarchien auf.
Beziehungen zu Kollegen spiegeln oft die Beziehun-
gen zu Geschwistern wider. Wie Geschwisterbeziehun-
gen können sie positive Eigenschaften wie Loyalität und
Beschützerdrang beinhalten. Sie können aber auch eine
typisch negative Eigenschaft von Geschwisterbeziehun-
gen aufweisen, nämlich den ständigen Kampf um Auf-
merksamkeit — in diesem Fall die der Vorgesetzten —
und die Sorge um die Frage, wer der »Liebling« ist und
deshalb an der Reihe ist, befördert zu werden oder ande-
re Vergünstigungen zu bekommen. So können Arbeits-
kollegen nicht nur eine Quelle für Aufmunterung, Unter-
stützung und Anleitung sein, sondern auch ein Grund für
gegenseitige Konkurrenz.
Soziale Beziehungen unter die Lupe genommen! 297