Page 40 - Soziale Beziehungen, unter die Lupe genommen! 2019
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Ein solcher Konflikt kann sich auch in Ersatzhandlun-
       gen zeigen, die aus dem Bedürfnis entstehen, mit starken
       Emotionen fertig zu werden. Wenn sich beispielsweise
       jemand von einer anderen Person angezogen fühlt, sind
       Verhaltensweisen wie die Frisur richten, die Krawatte
       zurechtrücken oder Kleidungsstücke glatt streichen ver-
       schönernde Gesten. Ärger oder Gereiztheit können sich
       äußern, indem man mit den Fingern trommelt, mit dem
       Fuß wippt oder die Kiefer aufeinander presst.
         Auch Täuschungen, sei es durch Lügen oder Zurück-
       halten von Informationen, können innere Konflikte her-
       vorrufen, die möglicherweise durch Ersatzhandlungen zu
       Tage treten; man spielt dann z. B. mit etwas herum, be-
       rührt seinen Mund, meidet den Blickkontakt oder weicht
       zurück.
         Abhängig davon, wie gut zwei Menschen einander
       kennen und wie sehr sie einander mögen, verändert auch
       räumliche Nähe die Körpersprache. Wenn Menschen
       sich anfreunden, verringert sich der Abstand zwischen
       ihnen. Wenn jemand versucht, einem anderen näher zu
       kommen, wendet er sich ihm zu und lehnt sich vor, um
       die störende Distanz zu verringern. Wenn der andere
       ebenso fühlt, wird er diese Bewegung spiegeln, ist die
       Zuwendung aber unwillkommen, wird er den Abstand
       wieder vergrößern.
         Auch Kultur Umgebung und Erziehung entscheiden
       über körperliche Nähe. So stehen kontaktfreudige Süd-
       europäer eher dichter beieinander als die im Allgemei-
       nen Zurückhaltenderen Nordeuropäer. Ebenso sind Städ-
       ter gewöhnlich offener und mehr an räumliche Nähe ge-
       wöhnt als Bewohner dünn besiedelter ländlicher Gebie-
       te.

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