Page 29 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Das Inertialsystem vor dem Forum der Xaturforschung,
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    einzigen zu einer solchen unmittelbaren Berufung geeigneten dynamischenVorgänge
    sind  solche, welche den engen Bereich des Experimentes  nicht  überschreiten.
    Wenn wir von der Besprechung der Körperbewegung an der Erdoberfläche zu der
    Bewegung von Körpern im Weltraum übergehen, so treten wir in Regionen ein,
    die außerhalb unserer directen Erfahrung liegen ; imd wenn das Menschengeschlecht
    an  solchen Dingen ein Interesse nimmt, so muss es lernen,  dass die von den
    Naturforschem behufs Anordnung der dynamischen Erscheinungen allgemein ge-
    machten hypothetischen Annahmen einzig nach der Genauigkeit derjenigen Ab-
    leitimgen beurtheilt werden dürfen, welche aus ihnen fließen.
       Möglicherweise denkt Professor Lodge  nicht  so  sehr an das Menschen-
    geschlecht im allgemeinen,  als an das Greschlecht junger Studenten.  Und  es ist
    sofort  klar,  dass ein Ausspruch des ersten Gesetzes, wie ihn  z. B. Lange vor-
    schlägt, zum Gebrauch in Elementarbüchem oder vor einer Classe von Anfängern
                     Aber Niemand
    nicht passend ist 42).        hat auch den Vorschlag gemacht, ihn in
    einem dieser beiden Fälle anzuwenden.  Das Ziel der Schriftsteller, welche eine
    Lösung des in Rede stehenden Problems versucht haben,  ist ein logisches, und
    kein pädagogisches gewesen.  Der Anfänger hat nur mit  einfachen Körper-
    bewegungen an der Erdoberfläche zu schafi'en. Er wird von seiner eigenen Erfahrung
    angeleitet, zu sehen, dass in Bezug auf im Erdkörper festgelegte Axen (sagen wir:
    die Nord -Süd-, Ost -West- und Nadir - Zenithaxe seines Beobachtungsplatzes) die
    beiden ersten Gesetze für solche einfachen Bewegungen in Geltung stehen.  Alles,
    was auf dieser Stufe nöthig  ist, ist einzig das, klar zu machen, dass die in solchen
    Fällen gefundene Gültigkeit der Gesetze durchaus an  die Bezugnahme auf der-
    artige Axen gebunden  ist.  Wenn er dann weiterhin zu solchen Aufgaben ge-
    langt, wie es diejenigen der theoretischen Astronomie sind,  so wird er sogleich
    sehen, dass die Bewegungsgesetze so, wie sie zuerst ausgesprochen wurden, un-
    genügend sind und einer VeraUgemeinerung bedürfen. Und um diese Zeit wird
    er gelernt haben, dass Axiome nicht darnach anzunehmen oder zu verwerfen sind,
    ob  sie unmittelbar auf seine eigene Erfahrung sich berufen oder nicht berufen,
    sondern darnach, ob die aus ihnen fließenden Ableitungen die Probe der Beobach-
    tung bestehen, oder nicht bestehen.
       Mach 's Einwand gegen solche Arten der Axenbestimmung, wie es die soeben
    betrachteten sind,  ist der Sache angemesseneres).  Während er zugibt,  dass das
    erste Gesetz mit ihrer Hülfe genau ausgedrückt werden kann, vertritt er doch die
    Ansicht,  dass wir bei ihrem Gebrauch nur scheinbar  eine Beziehxmg  der Be-
    wegung auf die Fixsterne imd die Erdrotation vermeiden.  Es ist auch gar kein
    Zweifel: bei der praktischen Beobachtung von Bewegungen an der Erdoberfläche
    oder im Welträume müssen wir unmittelbar immer noch irgendwelche im Erd-
    körper feste Punkte, bezw. die Fixsterne, als Bezugssysteme, und die Erddrehung
    als Grundlage unserer Zeitscala benutzen, wobei wir aber an den rohen Beobach-
    tungen, sofern nöthig, die etwa schon ermittelten Correctionen anbringen.  Und
    da geben nun gerade  in  ihrer oben gewählten Ausdrucksweise beide Gesetze
    eine theoretische Rechtfertigimg dieser Maßregel und zeigen den Weg an, wie
    die Genauigkeit der nothwendigen Correctionen nach und nach erhöht werden
    kann.  Sofern die Bewegungsgesetze in der angeführten Form zur Annahme ge-
    langen, kann ja sogleich gezeigt werden, dass unter den Umständen, in welchen
    wir uns befinden, nämlich allerseits von gewaltig weit entfernten Körpern um-
    geben, welche sich mit Geschwindigkeiten von anscheinend der gleichen Größen-
      Wnndt, Philos. Studien. XX.
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