Page 24 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
P. 24
Ludwig Lange.
12
rechnen, und so seine Ansicht auf eine angebliche Behauptung
von mir zu stützende). Ein solches Missverständniss ist nur aus
ungenauer Leetüre meiner Arbeiten zu erklären, und eingehender
darüber zu sprechen, darf ich mir daher wohl sparen. Strenger
Eelativist ist außer Mac Gregor, der sich an dem Streit in »Nature«
gar nicht betheiligt hat, vor allem A. E. H. Love. Er ist, wie wir
weiter unten sehen werden, nicht der einzige Parteigänger Mac Gre-
gor's, steht aber auf dem Kampfplatz der »Nature« leider ziemlicl;
isolirt da. Seine consequente Vertheidigung des vertretenen Stand-
punktes hat etwas sehr Sympathisches. Ihm gegenüber suchen Green-
hill, Basset und 0. J. Lodge den absolutistischen Standpunkt zu
retten, während Gray vom pädagogischen Standpunkte aus zwischen
den Parteiführern Mac Gregor und Lodge zu vermitteln sucht.
Merkwürdig ist, dass sich fast gleichzeitig mit dem Streit in
»Nature« ein ganz ähnlicher Meinungskampf in den >Annales de la
societe scientifique de Bruxelles« erhob; ein Kampf, der sich auch in
eine Pariser Zeitschrift übertrug und bis in das Jahr 1896 fort-
pflanzte. 27) Näheres darüber mitzutheilen, fehlt mir gegenwärtig der
Raum. Es genügt hier wohl, zu erwähnen, dass E. Vicaire zu den
Verfechtern des Absolutismus gehört, während P. Mansion sich,
soviel ich sehe, als consequenter Relativist gibt. Diese Discussion
geht anscheinend ebenso, wie die in »Nature«, auf die beiden Artikel
im »Philosophical Magazine« zurück.
Hiermit wende ich mich zur Uebersetzung des Mac Gregor 'sehen
Aufsatzes, indem ich die Bemerkung vorausschicke, dass es für den
nachdenkhchen deutschen Leser eine kürzere, klarere und zutreffendere
Darlegung der Hauptseiten des Problems in der That kaum geben kann.
Der hier allein in Betracht kommende erste Abschnitt der Ab-
handlung, betitelt »Die Relativität des ersten und zweiten Bewegungs-
gesetzes« 28]^ beginnt sogleich mit einer Antikritik gegen 0. Lodge:
Professor Lodge missversteht vollständig den Einwand, der in meiner
Adresse 29) gegen die übliche Darstellung des ersten und zweiten Bewegungsgesetzes
erhoben wurde, und der schon vorher von verschiedenen Schriftstellern zum Aus-
druck gebracht worden war. Erstelltes so dar, als sei es der Einwand : »Grleich-
förmige Bewegung ist unverständlich oder sinnlos, sofern man nicht ihre Richtung
und G-eschwindigkeit mit Bezug auf eine Axengarnitur (set of axes) specificirt«,
während doch der wahre Einwand der ist, dass die Gesetze selber in ihrer ge-
bräuchlichen Form unverständlich sind, sofern nicht die Axen näher angegeben
werden, auf welche die gleichförmige Bewegung oder Beschleunigung, von der sie