Page 53 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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Das Inertialsystem vor dem Forum der Naturforschung.  41
    späteren Stufe den Versuch macht, das Phänomen auf hypothetische
    Bewegungen verborgener Massen, etwa    der Jonen  zurückzuführen,
    so lässt sie auch dabei die seelischen Vorgänge, die von der mytho-
    logisirenden Phantasie vorausgesetzt werden, grundsätzlich aus dem
    Spiel.
       Das Phänomen des irdischen Falles bildete zweifellos für Newton
    den psychologischen Ausgangspunkt zu seiner Theorie der Planeten-
                  Da       Kraftbegriff  ebenso,  wie  sein Bewegungs-
    bewegung 82),     sein
    begriff, keineswegs den höchsten gegenwärtig erreichbaren Standpunkt
    der Aufklärung vertritt, so weicht unser weiterer Gedankengang er-
    heblich von dem seinigen ab;  der Ausgangspunkt aber ist derselbe.
       Dehnen wir also  jetzt unsere Betrachtung auf ein System von n
    materiellen »der Massenanziehung unterworfenen« Punkten oder, um
    möglichst anschaulich zu bleiben, auf das Planetensystem aus.  Der
    nüchterne Kern der Newton-Laplace' sehen Theorie ist dann ungefähr
    der folgende. Legt man durch den Sonnenmittelpunkt als Ursprung ein
    Axensystem,  in welchem die von der Sonne aus zu den Fixsternen
    hin gezogenen Radien eine unveränderliche Richtung beibehalten, so
    lassen sich die Bewegungen eines jeden Planeten in Bezug auf dieses
    System zunächst einmal eindeutig beschreiben;  d. h. man kann für
    jeden durch den Drehungswinkel der Erde näher bestimmten Zeit-
                                                                   in
    punkt denjenigen Raumpunkt des genannten Coordinatensystems ,
    welchem sich  beispielshalber Venus befindet,  geometrisch angeben.
                              gibt es vielleicht allgemeine Formeln —
    Jetzt fragt es sich weiter:
    nach Analogie der für die Fall- und Wurfbewegung auf der Erde
    aufgestellten — , in welchen die Coordinaten der Venus als Functionen
    der Zeit dermaßen ausgedrückt sind, dass  die in jedem Zeitpunkte
    von ihr eingenommene Lage durch einfache Einsetzung des Zeit-
    werthes in die Grleichungen rechnerisch angegeben werden kann?
       Die Antwort lautet: Ja, es gibt solche Formeln, und zwar lassen
    sich dieselben ohne alle metaphysischen Voraussetzungen entwickeln,
    indem man von den folgenden formalen Festsetzungen ausgeht.
       Wir definiren zunächst rein phoronomisch, was unter der Be-
    schleunigung eines Punktes zu jenem Coordinatensystem zu verstehen
    sei.  Sodann ordnen wir in Gedanken einem jeden GHede des Sonnen-
    systems  einen  gewissen, noch  unbekannten, seinem Betrage nach
    erst durch Beobachtung und Rechnung zu ermittelnden constanten
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