Page 58 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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           Wenn nun diese Hypothese    zutrifft,  so  ist dasjenige Inertial-
        system,  in welchem der Schwerpunkt des Sonnensystems ruht, auf
        folgender Grundlage bestimmbar. Man greift einige wenige, sagen wir
        z. B. drei Fixsterne  5^  ,  S2,  s^ von bekannter Parallaxe (deren Sonnen-
        abstand also mit befriedigender Genauigkeit numerisch feststeht), aus
        dem Complex heraus, und     stellt  für  drei oder  vier auf einander
        folgende, weit genug von einander getrennte Epochen       t,  f, f,
        f" nachstehende Größen durch astronomische Beobachtung fest:
           1) Die Winkel SiSs2, s^Ss^, S2SS3, in welchen 8 die Sonne be-
        zeichnet  ^s).
           2) Die Geschwindigkeiten, mit welchen   sich  die Abstände  Ss^,
        Ss2 und Ss^ in jeder der genannten Epochen, womöglich auch in den
        dazwischenliegenden Zeiten, verkleinem bezw. vergrößern.
           Dann wird   es, die Richtigkeit unserer Yermuthung vorausgesetzt,
        im Princip sehr wohl möglich  sein,  dasjenige Inertialsystem ,  rück-
        sichtlich dessen der Massenmittelpunkt unseres Sonnencomplexes ruht,
        constructiv-phoronomisch  festzulegen.  Die  praktische Ausführung
        dieser rechnerischen Idee muss freiUch den Fachleuten der Himmels-
        kunde  überlassen  werden.  Denn   so  einleuchtend und  principiell
        einfach  dieselbe  in  logischer  Hinsicht  ist,  so  wird  ihre Verwirk-
        lichung zunächst noch   auf manche  nicht  geringe  Schwierigkeiten
        stoßen, die sich schon aus den großen, durchaus nothwendigen Be-
        obachtungsperioden zur Genüge  erklären.  Wir müssen daher hier
        ganz  zufrieden  sein,  die  anzuwendende  Constructionsmethode  in
        logisch einwandfreier Weise     skizzirt zu haben»  Aus methodo-
        logischem Gesichtspunkt betrachtet kennzeichnet sich  dieselbe,  wie
        kaum ausgeführt zu werden braucht,  als eine bloße praktische Aus-
        gestaltung der prototypischen Idealconstruction des Inertialsystemes  s»),
           Macht man nun nach      geschehener Construction  die Beobach-
        tung,  dass  in Bezug  auf  das  construirte Coordinatensystem noch
        eine erhebhche Anzahl weiterer Fixsterne auf Jahrhunderte oder Jahr-
        tausende hinaus geradlinig und gleichförmig bewegt sind, zum Theil
        vielleicht ihren Ort überhaupt nicht verändern, so findet damit unsere
        Yermuthung ihre endgültige Bestätigung,  sie tritt aus der Reihe der
        bloßen provisorischen Hypothesen hinüber in die Kategorie der aner-
        kannten wissenschaftlichen Thatsachen. Wir werden alsdann berechtigt
        sein,  in dem construirten System  ein heHocentrisches Inertialsystem
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