Page 57 - Kompetenzorientierte Unternehmensentwicklung
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Praktischer Teil: Visionsentwicklung und Strategieerarbeitung
führt, es sei allein schon aus praktischen Gründen schwierig oder gar un-
möglich, diese Menschen mitwirken zu lassen. Doch dieses Argument wird
entwertet, weil es mittlerweile Großgruppeninstrumente wie etwa die Zu-
kunftskonferenz, die Real-Time-Strategic-Change-Konferenz oder die Open-
Space-Konferenz gibt, mit denen auch eine größere Anzahl an Menschen an
der Visionserarbeitung und der Strategieentwicklung beteiligt werden kann.
● Future Search: Die Zukunftskonferenz
Ein Beispiel: In einer Zukunftskonferenz – auch Future Search oder Zu-
kunftswerkstatt genannt – entwickelt eine heterogen zusammengesetzte Grup-
pe von Menschen (ca. 50 bis 70 Personen) in zweieinhalb Tagen ein gemein-
sames Zukunftsbild. Der Ablauf ist streng reglementiert und unterliegt einem
vorgegebenen Konferenzdesign. Die Teilnehmer formulieren bereits während
der Großgruppenveranstaltung konkrete Handlungsansätze und Umset-
zungsmaßnahmen. Der Konferenz liegt ein Dialog-, Visions- und Planungs-
prozess zugrunde, der zum Beispiel zu den folgenden Ergebnissen führt:
Tragfähiges gemeinsames Zukunftsbild: Wo wollen wir hin?
Anstoß von Initiativen, Maßnahmen oder Projekten: Wie gelangen wir
dorthin?
Gemeinsamkeiten erkennen, auch zwischen unterschiedlichen Interes-
sengruppen: Wie arbeiten wir auf dem Weg zum Ziel konstruktiv zu-
sammen?
Die Zukunftskonferenz, die in den 1990er Jahren von Marvin Weisbord als
Methodik entwickelt wurde, legt den Fokus bewusst auf die Gemeinsamkei-
ten statt auf die Unterschiede in den Sichtweisen der Teilnehmer, um auf
diesem Fundament eine gemeinsame Zukunft wachsen zu lassen.
Wenn sich jedoch die quantitative und qualitative Beteiligung der Menschen
aus praktischen Gründen in eher engen Grenzen halten muss, hat die Ge-
schäftsführung zumindest dafür Sorge zu tragen, dass
die Vision so im Unternehmen kommuniziert wird, dass die Konsequen-
zen, die sie für jeden Einzelnen hat, deutlich werden; „Die Information
muss fließen“ – wer informiert ist und sich informiert fühlt, dem fällt es
leichter, die Vision zu akzeptieren und mitzutragen;
die Auswirkungen der Vision für jeden Mitarbeiter und für jeden Ar-
beitsplatz in klare und eindeutige Zielformulierungen gegossen werden.
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