Page 62 - Kompetenzorientierte Unternehmensentwicklung
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Kapitel 2: Strategielos in den Untergang

                         finanziellen Aspekte gelenkt wird. Durch die Konzentration auf den Umsatz
                         und den Gewinn gerät allein der Preis in den Mittelpunkt der Betrachtung.
                         Das, was Thomas Stewart als den vierten Produktionsfaktor bezeichnet,
                         nämlich das „intellektuelle Kapital“,  kommt zu kurz. Stewart betont,  das
                         intellektuelle Kapital bestehe aus drei Bereichen:
                           Humankapital: Damit meint Stewart in seinem Buch „Der vierte Produk-
                            tionsfaktor. Wachstum und Wettbewerbsvorteile durch Wissensmanage-
                            ment“ das Wissen in den Köpfen der Mitarbeiter, das im Hinblick auf die
                            Erreichung der Unternehmensziele relevant ist. Diese Definition kommt
                            dem hier verwendeten Kompetenzbegriff sehr nahe.
                           Kundenkapital: Mit diesem Begriff meint Stewart die Beziehungen, die
                            ein Unternehmen zu den Menschen und zu den Organisationen, die von
                            diesen Menschen repräsentiert werden, unterhält.
                           Strukturkapital: Damit ist das im Unternehmen selbst enthaltene Wissen
                            gemeint. Stewart zählt die Technologien, Erfindungen, Veröffentlichun-
                            gen und Geschäftsprozesse des Unternehmens dazu.

                         Natürlich ist es schwieriger, das „Wissen in den Köpfen der Mitarbeiter“ zu
                         managen und ihre Kompetenzen so auf- und auszubauen, dass sie als intel-
                         lektuelles Kapital zu Wettbewerbsvorteilen führen, als über  den Preis  zu
                         verkaufen und das materielle Kapital zu managen. Aber: Der Reichtum eines
                         Unternehmens wird im Umfeld von denjenigen Fertigkeiten, Talenten und
                         Kompetenzen geschaffen, die an Menschen gebunden sind und knappe Res-
                         sourcen auf dem Weg zu  den  Unternehmenszielen  darstellen. Die  Unter-
                         nehmen sollten daher erkennen und akzeptieren, dass Mitarbeiter mit ihren
                         Talenten und Kompetenzen Werte darstellen, in deren Entwicklung inves-
                         tiert werden muss.


                         Nachteil 3 der strategielosen Ausrichtung:
                         Hindernis in Zeiten des Umbruchs

                         Zwei Unternehmen fusionieren oder die eine Firma wird von der anderen
                         übernommen.  Die Verantwortlichen erhoffen sich  eine größere Markt-
                         macht, gehen davon aus, dass sich die jeweiligen Vorteile oder Kernkompe-
                         tenzen quasi zu einer größeren Summe addieren werden, sich die sogenann-



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