Page 17 - La Bella Vita - München - Produktkatalog - mit Preisliste - gültig ab Sept. 2018
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Amarone
Kaum ein anderer Wein ist so eigenständig, wie der Amarone della Valpolicella. Das Herstellungsverfahren
dieses Weines ist einzigartig und die daraus resultierende Weinstilistik begeistert Weintrinker und -kritiker in
aller Welt. Jedoch existieren auch viele Missverständnisse und Fehlinformationen in Bezug auf diesen sehr
speziellen Wein.
Wie aus der vollständigen Herkunftsbezeichnung eines Amarones zu schließen ist, stammt der Wein aus der
norditalienischen Weinregion Valpolicella. Wer in Verona ins Auto steigt und in nordwestlicher Richtung zum
Gardasee startet, erreicht bereits eine halbe Stunde später das Valpolicella-Gebiet. Hier existieren insgesamt
fünf Weinbaubereiche. Der mit Abstand prestigeträchtigste davon ist sicherlich Amarone della Valpolicella.
Er hat seit 1968 den Status einer kontrollierten Herkunftsbezeichnung und verfügt über die höchste italienische
Qualitätsstufe DOCG (Denominazione di Origine Controllata e Garantita).
Klimatisch von der Nähe zum Gardasee begünstigt werden Rotweine hier zum größten Teil aus drei für die Ge-
gend typischen Rebsorten hergestellt: Von der Corvina-Traube müssen in jedem Valpolicella-Wein mindestens
45%, aber maximal 95% enthalten sein. Die weitere verpflichtende Rebsorte trägt den Namen Rondinella und
sie muss mit mindestens 5% in den Weinen zum Einsatz kommen, darf aber nicht mehr als 30% ausmachen.
Zudem gibt man häufig noch Corvinone hinzu – doch auf diese, wie auch auf andere noch zugelassene Rebsor-
ten darf verzichtet werden und es dürfen auch nicht mehr als 50% in die Produktion einfließen.
Die kraftvollen, alkoholreichen und sehr langlebigen Amarone-Weine zeichnen sich teilweise durch eine
gewisse Bitternote aus. Und da das italienische Wort für bitter „amaro“ lautet, war es schließlich namensgebend
für den Wein. Die Trauben für diesen angesehenen sowie durchaus hochwertigen Italiener stammen meist von
den ältesten Reben der Weinberge und es werden nur die besten Trauben für seine Herstellung ausgewählt.
Diese Qualitätssicherung ist aber nicht das eigentlich besondere eines Amarone. Vielmehr sorgt die ausgefalle-
ne Weiterverarbeitung der Trauben für den ganz eigenen Stil.
Verblüffend ist ein Verfahren, das nach der Ernte der Trauben zum Einsatz kommt: Beim Appassimento- oder
auch Recioto-Verfahren werden die Trauben in gut belüfteten Lagerräumen zwei bis vier Monate getrocknet –
auf Strohmatten oder Holzgestellen liegend. Durch diesen Trocknungsprozess verlieren die Trauben bis zur
Hälfte ihres Gewichts. Dieser Schwund (ital. Appassimento) drückt sich dadurch aus, dass das Wasser aus den
Früchten verdunstet, jedoch der Zucker, aber auch die Extraktstoffe in den Trauben verbleiben. So fällt es
wenig schwer zu glauben, dass der daraus gepresste Saft für extrem konzentrierte Weine sorgt, die über eine
ganz eigene Aromastilistik verfügen.
Der langwierige Trocknungsprozess verlangt großen, händischen Aufwand, denn um Fäulnis zu vermeiden,
müssen die Trauben häufig gewendet und umgeschichtet werden. Aber nicht nur hierdurch ist der vergleichs-
weise hohe Preis für die Weine nachvollziehbar, sondern vor allem lässt sich aus den rosinierten Trauben nur
noch wenig Most pressen. So braucht man im Vergleich zur Herstellung eines normalen Rotweines fast die
zweifache Menge an Trauben. Durch den hohen Zuckergehalt der getrockneten Trauben enthalten Amarone
nicht selten mehr als 15% Alc. Vol. Selbst bei diesem Alkoholgehalt ist der Restzuckergehalt teils noch zu hoch,
um einen trockenen Wein zu ergeben, da der Alkohol die Hefe absterben lässt und den Gärprozess stoppt.
Doch wenn man der Maische noch ein wenig Zeit gibt, sorgen anschließend wärme- und alkoholresistente
Hefestämme dafür, dass auch noch der verbliebene Zucker in Alkohol umgewandelt wird. Da man sich diesen
weiterführenden Gärungsprozess in früheren Zeiten nicht erklären konnte, sprach man bei diesem Prozess
auch von dem „Miracolo dell’Amarone“. So sind trockene Amarone mit einem Alkoholgehalt von satten 16-17%
keine Seltenheit. Daher mein Tipp an alle Weinfreunde: Amarone sollte niemals bei Raumtemperatur getrunken
werden, da der Alkoholeindruck schnell zu intensiv wirkt. Die optimale Trinktemperatur für einen Amarone liegt
bei 16 - 18 Grad Celsius.