Page 61 - Brot backen - wie es nur noch wenige können
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offen hat. Rund 20 „Lieferpartner“, wie Anni ihre Lieferanten nennt, sind hier mittlerweile vertreten.
     Oder  auch  die  Brotbackkurse  und  Schulinformationsveranstaltungen,  die  sie  mit  großer  Freude
  immer wieder abhält. Sogar einen eigenen „Brotback-Club“ hat sie gegründet. Da treffen sich einmal
  im  Monat  alle,  die  von  dem  Thema  nicht  genug  bekommen  können.  Etwa  Leute  aus  der
  Nachbarschaft,  die  bei  Anna  Pevny  schon  einmal  einen  Backkurs  absolviert  haben.  Dann  wird
  gefachsimpelt, getratscht – und natürlich gemeinsam gebacken.
     Ganz  besonders  wichtig  ist  Anna  Pevny  auch,  dass  sie  ausschließlich  ihr  eigenes  Getreide
  verarbeitet. Die Landwirtschaft führt mittlerweile Sohn Thomas. „Er ist ein ganz ein toller Bauer“,

  sagt die Mutter stolz. Roggen, Weizen, Dinkel, Einkorn, Hafer, Gerste, Hirse, Braunhirse oder auch
  Buchweizen werden angebaut. Und die Gewürze Kümmel sowie Fenchel stammen ebenfalls aus der
  Erde der eigenen Felder.
     Im Stadel des Bio-Hofes hat man auch eine kleine Mühle aufgestellt, das Vollkornmehl wird hier
  regelmäßig frisch gemahlen. Bloß das weiße, gesiebte Mehl, das kommt aus dem Müllereibetrieb im
  Ort, den es zum Glück noch gibt. „Das ist Gottseidank ein kleiner Betrieb. Denn da bekomm ich auch
  wirklich das Mehl von meinem Getreide und nicht irgendeine Mischung.“
     Draußen  im  Hof  haben  die  Pevnys  übrigens  auch  noch  zwei  ganz  besondere  Öfen:  aus  Lehm
  gebaute. Dort wird dann Brot gebacken wie in alten Zeiten; mit der Kraft und Hitze der Holzglut.



  AUS DER SEEWINKLER BACKSTUBE

  Jeden Dienstag und Freitag geht auch in einem typisch burgenländischen Häuserzeilenhaus im kleinen
  Ort Wallern sehr früh das Licht an. Um 4 Uhr bringt Heinrich Unger das frisch vermahlene Korn von
  der Steinmühle in die Backstube. Für seine Frau Elisabeth Unger beginnt jetzt der Backtag, sie mischt
  das noch warme Mehl mit dem angesetzten Sauerteig, knetet, schüttet und formt Brotlaibe, die sie
  noch aufgehen lässt. „Das meiste mach ich iwahaps.“ (So sagt man hier, wenn man meint, dass etwas
  aus dem Bauch heraus und nach Gefühl geschätzt wird.) „Mit der Schaufel, gewogen wird nur der
  fertige  Teig“,  erzählt  sie,  während  sie  mit  schnellen  Handgriffen  die  ersten  Brotwandln  aus  dem
  heißen Ofen holt.
     Die Nachfrage nach ihrem Brot ist groß, 300 bis 400 Stück verkauft sie in der Woche, dazu jede
  Menge Weckerln, Torten und Schnitten aus Dinkelmehl. Viel mehr soll es gar nicht werden: „Ich bin
  froh, dass wir hier ein bisschen versteckt sind. Ich mach meine Arbeit wahnsinnig gern und mag sie
  nicht aus der Hand geben, aber ich hab halt auch nicht mehr als zwei Hände.“
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