Page 58 - Brot backen - wie es nur noch wenige können
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UNSER TÄGLICH BROT




        Zwei Frauen, zwei Landwirtschaften, zwei Familienbetriebe: Anni

           Pevny aus dem oberösterreichischen Mühlviertel und Elisabeth

      Unger aus dem Seewinkel im Burgenland sind zwei Bäckerinnen, die

               ganz genau wissen, was in ihr Brot hineinkommt. Nämlich

             ausschließlich Getreide, das auf den eigenen Feldern wächst.










  Am Donnerstag in der Nacht geht’s hoch her in der Backstube von der Anni. Eigentlich ist es dann
  ja schon Freitag, denn so ab 1 Uhr früh legt Anna Pevny los. Da beginnt das Leben in ihrer Backstube

  im oberösterreichischen Ruprechtshofen. Es wird gerührt, gemischt, geknetet, gewalzt und gebacken.
  Hier  ist  der  Roggensauerteig,  dort  das  Einkorn-  und  das  Dinkelmehl,  da  der  Kümmel,  dort  die
  Fenchelsamen und das Salz. Ein Teig ist schon fast fertig, prüfend drückt ihn die Anni ein wenig mit
  dem Finger. Sie gießt noch einen Schuss Wasser dazu und wieder läuft das Knetwerk.
     Der  Reihe  nach  werden  nun  Laibe  geformt,  bevor  sie  in  den  typischen  geflochtenen
  Weidenkörbchen, den Simperln, rasten, die ihnen die charakteristische Oberfläche verleihen werden.
  Auf der Unterseite bekommen alle Brote noch einen speziellen Stempel mit einer Art Keksausstecher,
  den sich die Anni eigens anfertigen ließ und den sie sorgfältig in jeden Laib hineindrückt. „Bio“ steht
  dann dort in großen Buchstaben.
     Später werden die Laibe auf den hölzernen Brotschieber gelegt und ab geht es in den Ofen. Doch
  zuvor muss noch Zeit für eines sein – auch wenn viel los ist und überall jede Menge Arbeit wartet.
  Bevor  die  Anni  das  Brot  in  den  Ofen  „einschießt“,  wie  man  sagt,  kriegt  jeder  einzelne  Laib  ein
  kleines Kreuzerl. „Ich sag Danke“, meint die Anni einfach, „Danke für das Geschenk des Brotes und
  für unser Getreide.“
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