Page 70 - Brot backen - wie es nur noch wenige können
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DINKEL


























































            „Dinkel ist das beste Getreide, fettig und kraftvoll und leichter verträglich als alle anderen
  Körner. Es verschafft dem, der es isst, ein rechtes Fleisch und bereitet ihm gutes Blut. Die Seele des
  Menschen macht er froh und voll Heiterkeit. Und wie immer zubereitet man ihn isst, sei es als Brot,

  sei es als andere Speise, ist er gut und lieblich und süß“, schrieb Hildegard von Bingen (1098–1179).
     Mit  der  Wiederentdeckung  der  Heilkunde  von  Hildegard  von  Bingen  erlebt  auch  ein  fast
  vergessenes Getreide seine Renaissance: der Dinkel. Dinkel (lat. triticum spelta) ist eine Weizenart,
  die vermutlich schon in der Jungsteinzeit durch Kreuzung von Emmer und Zwergweizen entstand und
  vor  allem  im  südwestdeutschen  Raum,  in  der  Schweiz  und  in  Österreich  angebaut  wurde.  Der
  Beiname  „Schwabenkorn“  weist  darauf  hin,  dass  das  Getreide  den  Alemannen  als
  Grundnahrungsmittel diente. Von seiner Bedeutung im Mittelalter zeugen Stadt- und Flurnamen wie
  der  Dinkelberg  bei  Lörrach  und  Dinkelsbühl  mit  seinen  drei  Dinkelähren  im  Stadtwappen.  Dinkel
  wird  auch  Spelt  oder  Spelz  genannt:  Die  Spelzen,  die  ein  Drittel  des  Gewichts  ausmachen,
  umschließen die Frucht so fest, dass sie nicht durch Dreschen, sondern nur durch einen speziellen
  Mahlgang (Gerbgang) gelöst werden können.
     Hildegard  von  Bingen  hatte  Recht:  Dinkel  ist  ein  sehr  gesundes  Getreide,  reich  an  essentiellen
  Aminosäuren,  Eiweiß,  Eisen,  Kalium,  Magnesium  und  Vitaminen  der  B-Komplexe.  Trotz  dieser
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