Page 72 - Brot backen - wie es nur noch wenige können
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EMMER & EINKORN
Die Entwicklung von Kulturpflanzen gehört zu den schöpferischen Leistungen der
Menschheit. Mit der Erfindung der Landwirtschaft begann die Domestikation der Pflanzen.
Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass drei Getreidearten die Urkulturpflanzen der
steinzeitlichen Landwirtschaft waren: Emmer, Gerste und Einkorn. Die wilden Gräser, aus denen die
Kulturpflanzen gezüchtet wurden, konnten identifiziert werden, und so weiß man genau, welche
Vorteile die Domestikation den Menschen brachte. Die Wildarten mussten sich vermehren, sie hatten
spröde Ähren, die Spelzen sprangen nach der Reifung auf: Auf diese Weise verbreiteten die Pflanzen
ihr Saatgut. Der Mensch aber wollte die Körner nicht vom Boden klauben, sondern die Ernte
einfahren. Ziel der Selektion war also, Varianten zu züchten, die das Korn auch nach der Reifung in
den Ähren hielten.
Wie Peter Watson in „Ideen“ darstellt, besteht nach einem DNA-Vergleich von diversen
Weizenarten in Südwestasien Grund zu der Annahme, dass nur ein einziger Domestikationsversuch
stattgefunden hat. Das Getreide, das schließlich auch in unsere Breiten gelangte, wurde „also bereits
als Kulturgetreide in die gesamte riesige Region transportiert“.
Das bedeutendste Urgetreide war der Emmerweizen (lat. triticum dicoccum). Da er zwei Körner
pro Ährchen hat, wird er auch Zweikorn genannt. Das Einkorn (lat. triticum monococcum) trägt, wie