Page 123 - eBook Kaufmannshaus eBook_Neat
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sie auf die Reise gebracht haben könnte und
ging an ihnen vorbei, da vernahm ich das laute
Weinen des Mädchens. Als ich mich umwandte
sah ich die Frau am Boden liegen und lief zu-
rück. Ich wollte gerade zu ihr niederknien als
ich einen Ruck an meinem Beutel spürte der
soeben mit einem scharfen Messer abgeschnit-
ten wurde. Wenn das Eisen deinen Leib ver-
schonen soll dann wäre es klug von dir sich
rasch zu entfernen, sagte der dreiste Dieb und
half seiner Gefährtin aufzustehen. Was ich gern
mit schnellen Schritten und ängstlich klopfen-
den Herzens tat, froh darüber so glimpflich da-
vongekommen zu sein. Mit zunehmender Ent-
fernung ließ meine Angst nach und machte Platz
für den Zorn auf das Paar und mich selbst weil
ich denen auf dem Leim gegangen war. In Ge-
danken an Heldentaten versunken die ich hätte
vollbringen können statt beraubt zu werden be-
merkte ich das Pferd erst als es dicht hinter mir
schnaubte und sein Reiter mich barsch und laut
fragte ob ich am hellen Tage schlafe und wie ich
mit einer solcher Art bisher überleben konnte.
Ich weiß nicht welcher Teufel meine Zunge
führte als ich erwiderte hinten wohl keine Au-
gen zu haben. Und deine Ohren hast du heute
auch nicht dabei, kam es prompt zurück, ich
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