Page 39 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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Meine  Seele  war  wie  ein  Ozean  an  Tränen,  der  nach
          Liebe, Geborgenheit und Verständnis suchte…
          Doch ich litt unsäglich unter dem Verlust der Vater und
          Mutterliebe,  ganz  zu  schweigen  vom  Rätsel  wo  meine
          leiblichen Eltern waren. Mein ganzes Leben im Unterbe-
          wusstsein ist die Sehnsucht geblieben, das Rätsel meiner
          Herkunft  zu  lösen.  Die  seelischen  Wunden  bleiben  ein
          Leben lang, wenn die Wurzeln fehlen. Die Vergangenheit
          mit vielen Entbehrungen und Verletzungen holten mich
          immer wieder ein. Ich wurde eines Tages als Fünfjähriger
          auch wieder sehr enttäuscht und verletzt, dabei sagte ich
          zu den Pfarrers, jetzt habe ich genug und packte meinen
          kleinen  Kinderkoffer.  Mit  einem  warmen  Pullover  und
          einem Buch gewappnet sagte ich Adieu, ich verlasse Euch
          und gehe nach China. Sie lachten und sagten nach China,
          ich  betonte  mit  ja.  Dabei  wurde  ich  von  einem  Wagen
          beschattet, es war dabei schon fast Mitternacht. Unter-
          wegs fragte ich einen Fremden, bitte erklären Sie mir den
          Weg  nach  China.  Er  sagte  ganz  verwundert,  du  willst
          nach  China,  das  ist  aber  ein  sehr  weiter  Weg  und  das
          schaffst du Niemals in einem Tag, ich sagte Ihm nur, das
          sei mir egal. Nachdem ich einen Kilometer gelaufen war,
          da  plötzlich  erschien  der  rote  Citroen  neben  mir,  der
          Pfarrer sagte lachend, komm Michel ich fahre dich nach
          China.  Irgendwie  war  ich  doch  schon  ein  wenig  Müde
          und empfand Hunger, da stieg ich bei Ihm ein und als wir
          in  der  Garage waren  sagte  er  lachend,  jetzt  sind wir  in
          China,  meine  Antwort  darauf,  ich  wusste  dass  Du mich
          anlügst, das sollte sich in Zukunft in keiner Art und Weise
          ändern. Berichte im Fernsehen und Medien über ähnli-
          che Schicksale berührten mich jeweils zutiefst und erin-




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