Page 46 - Taschenbuch Michel Grassart, Abbè Pierre die Wahrheit...
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sollen, was mir große Freude machen würde. Sicher sind
         sie  gewachsen.  Haben  sich  sehr  verändert.  Gehen  sie
         immer  in  die  Schule?  Lernen  Sie  gut?  Können  sie  noch
         Französisch? Jedenfalls werde ich mein Möglichstes tun,
         wahrscheinlich im September nach Genf zu den Nonnen
         zu fahren, die mit mir so nett waren. Und Sie lassen mich
         dann die Kinder treffen, damit ich sie umarmen kann. Ich
         bitte  Sie,  mir  einen  Ort  anzugeben,  wo  ich  sie  treffen
         kann. Und sie küssen (kann) – bitte, ich werde mein Bes-
         tes  tun,  Ihnen  ein  wenig  Geld  zu  geben.  Das  Leben  in
         Frankreich  ist  sehr  teuer,  ich  muss  überall  bezahlen  –
         ohne  Hilfe.  Ich  wage  zu  hoffen,  dass  Sie  bei  guter  Ge-
         sundheit sind, ebenso wie die Kinder, dass Sie nicht herz-
         krank  sind  und  dass  Sie  gute  Ferien  verbringen  –  kein
         Unfall. Ich arbeite seit 6 Monaten im Spital und 4-mal pro
         Woche  bei Privatpersonen  und  während 2  Jahren  habe
         ich Büros geputzt. Ich führe einen blinden Herrn im Lu-
         xembourg Park  spazieren.  In Paris  regnet es  häufig.  Ich
         bin leidend. Immer etwas auf dem Herz. Aber ich bin in
         Behandlung. Ich habe Schmerzen auf der Brust. Meinem
         kleinen Alexandre geht es gut, er ist grösser und runder
         geworden und ist braungebrannt, 8 – Jährig. Er lernt sehr
         gut in der Schule, was mich tröstet. Ich werde vielleicht
         heiraten – aber später. Dieser Herr lebt auf dem Land, er
         hat  Logis/Wohnung,  hat  Bäume,  Obstbäume  und  einen
         großen Garten im „Bas de la Rivière“ und er arbeitet bei
         der Post. Nun, ich will schließen. Ich umarme meine ge-
         liebten  Kinder,  Michel,  Patrice  und  Daniel  von  ganzem
         Herzen.  Empfangen  Sie,  sehr  geehrter  Herr Pfarrer und
         Frau  Pfarrer  meine  echt  empfundene  Freundschaft.  Ich
         zähle auf Nachrichten der Kinder.




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