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Analyse und Bewertung der Nutzungsmöglichkeiten von Biomasse                    ENDBERICHT




            4  Eine  neue  Option  -  Erzeugung  von  Methan  aus
                 Biomassevergasung


            Bisher  wurde  ausschließlich  die  Erzeugung  von  Biogas,  also  Methan  aus  fermentativen
            Prozessen  untersucht.  Eine  andere  Option  zur  Methanproduktion  ist  die  Vergasung  fester
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            Biomasse zu Synthesegas . Durch einen nachgeschalteten Methanisierungsprozess wird die
            Ausbeute an Methan (CH 4) soweit gesteigert, dass ein dem Erdgas ähnliches Synthesegas
            auf der Basis von Holz vorliegt. Das "Bio-Erdgaspotenzial" wird somit durch den zusätzlich
            zur Verfügung stehenden Rohstoff Holz deutlich erweitert.
            Bei der Vergasung handelt es sich um eine thermo-chemische Stoffumwandlung der festen
            Biomasse  bei  Temperaturen  zwischen  600  und  900 °C  mit  einem  zumeist  sauerstoff-
            und/oder  dampfhaltigen  Vergasungsmittel.  Dabei  treten  im  Wesentlichen  die  folgenden
            Prozessschritte auf, die je nach Verfahrensprinzip teilweise simultan ablaufen:

              Bei der Trocknung und anschließenden Thermolyse der Brennstoffpartikel  werden die
                flüchtigen Bestandteile als CO, CO 2, H 2O, H 2 und Kohlenwasserstoffe freigesetzt.
              Die  gebildeten  gas-  bzw.  dampfförmigen  Stoffe  reagieren  in  homogenen
                Gasphasenreaktionen weiter.
              Der  bei  der  Thermolyse  gebildete  Koks  (Kohlenstoff)  reagiert  in  heterogenen  Gas-
                Feststoff-Reaktionen mit den gasförmigen Komponenten wie O 2, CO, H 2O etc.
            Zu  den  derzeit  entwickelten  Vergasungsverfahren  gehören  Wirbelschichtvergaser,
            Festbettvergaser  und  Flugstromvergaser.  Die  Auswahl  des  Verfahrens  muss  sicherstellen,
            dass  eine  möglichst  hohe  Gasqualität  erreicht  wird,  möglichst  große  Anlagen  realisiert
            werden  können  und  das  Verfahren  heute  schon  eine  gewisse  Entwicklungsreife
            (Einsatzfähigkeit) aufweist.

            Festbettvergaser sind  im  Rahmen dieser Studie  auszuklammern,  da sie die  beiden ersten
            Kriterien nicht, und das dritte Kriterium nur in wenigen Ausnahmefällen erfüllen können. Die
            Verfahren  mit  Flugstromvergasung  sind  zwar  für  großtechnische  Gaserzeugung  und  für
            große  Leistungen  prinzipiell  geeignet  und  deshalb  künftig  viel  versprechend,  doch  fehlen
            bislang  belastbare  Daten  von  ausgeführten  Dauerbetriebsanlagen.  Eine  aussagekräftige
            Bewertung kann daher im Rahmen dieser Studie nicht erfolgen.
            Für den reinen Vergasungsschritt von Biomasse ist derzeit das Wirbelschichtprinzip Stand
            der  Technik.  Derartige  Verfahren  werden  als  die  aussichtsreichsten  für  die  Gaserzeugung
            angesehen  und  bieten  gegenwärtig  die  beste  Datengrundlage.  Herauszuhebende  und
            belastbare  Praxisbeispiele  sind  die  Demonstrationsanlagen  in  Värnamo/Schweden  und  in
            Güssing/Österreich.
            Für  diese  Studie  wurde  das  im  Demonstrationsmaßstab  realisierte  Güssing-Verfahren
            gewählt, das als Dampfvergasung konzipiert ist und beste Voraussetzungen in Hinblick auf
            die   notwendige    Gasaufbereitung     bietet.   In   der   Anlage   mit   rund   8   MW
            Feuerungswärmeleistung (FWL) werden aus stündlich 1.760 kg Holz(-schnitzel) 2 MW Strom
            und  4,5  MW  Fernwärme  erzeugt.  Das  in  der  Demonstrationsanlage  Güssing  realisierte
            allotherme Wirbelschichtverfahren Güssing-Verfahren wird auch als FICFBG-Verfahren (fast
            internal circulating fluidized bed gasification) bezeichnet (Abbildung 4-1).






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                  Die Vergasung und Einspeisung von Synthesegas wird in Band 3 „Biomassevergasung, Technologien und Kosten der
                  Gasaufbereitung und Potenziale der Biogaseinspeisung in Deutschland“ des Fraunhofer Institut UMSICHT behandelt.



                Wuppertal Institut  IE Leipzig  FHG-Umsicht  GWI                                  19
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