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ENDBERICHT Analyse und Bewertung der Nutzungsmöglichkeiten von Biomasse
Die vollständige Betrachtung der Umweltwirkungen zeigt dabei allerdings zwei gegenläufige
Tendenzen. Die energetische Nutzung von Biomasse wirkt sich einerseits durchgängig
positiv auf die Schonung erschöpflicher Energieträger aus. Außerdem werden im Vergleich
zur fossilen Energienutzung in allen Routen teilweise erheblich weniger Klimagase
freigesetzt. Auf der anderen Seite geht die Nutzung der Biomasse fast immer mit einer
erhöhten Freisetzung von Emissionen mit versauernden und eutrophierenden Wirkungen
einher. Die Relevanz hängt dabei jedoch stark vom eingesetzten biogenen Rohstoff ab:
Besonders bei der Biogaserzeugung mittels Nawaro-Vergärung werden sowohl durch
den Gebrauch von Düngemitteln beim Mais-Anbau als auch durch die Ausbringung der
Gärreste Stickoxidemissionen freigesetzt. Die Biogaserzeugung/-nutzung auf Basis
Nawaro führt daher zur Abwägung der ökologischen Dimensionen "Ressourcen- und
Klimaschutz" einerseits und "Luftreinhaltung und Gewässer-/Bodenschutz" andererseits.
Aus Klimaschutzsicht ist diese Option jedoch vorteilhaft, außerdem konnten durch neue
Ausbringungsverfahren die NH 3-Emissionen reduziert werden.
Beim Einsatz von Gülle müssen Gutschriften gegenüber einer ohnehin anfallenden
Entsorgung berücksichtigt werden, was im Ergebnis in allen betrachteten
Umweltkategorien – insbesondere bei den THG-Emissionen - zu einer positiven Bilanz
führt. Die Nutzung des Reststoffs Gülle zur Biogasproduktion ist uneingeschränkt
empfehlenswert.
Dagegen erfordert die Herstellung von Biogas aus Biotonne-Abfall einen deutlich
höheren Einsatz fossiler Energien für Sortierung, Lüftung etc. als die Gülle/Nawaro-Pfade
(ca. Faktor 3), was den Beitrag zum Ressourcen- und Klimaschutz mindert. Aufgrund der
fehlenden Gärrest-Problematik fallen aber nur geringe Emissionen mit versauernder oder
eutrophierender Wirkung an. Daher stellt diese Option eine ökologisch sinnvolle
Verwertung von Reststoffen dar, allerdings mit eingeschränktem Klimaschutzpotenzial.
Die Aussagen zur Synthesegasherstellung auf Holzbasis sind aufgrund des frühen
Entwicklungsstands mit großen Unsicherheiten behaftet. Es können jedoch THG-
Minderungen erwartet werden. Da in der Vorkette das Gärrest-Problem entfällt, ist
weiterhin in jedem Fall mit niedrigeren Emissionen mit versauernder oder
eutrophierender Wirkung als beim Biogas auf Basis Nawaro zu rechnen.
Vergleichbares gilt für die direkte Holznutzung, bei der die lokalen Emissionen der
Verbrennung in den Heizungsanlagen an Bedeutung gewinnen.
Es gibt keine allgemein akzeptierte Methode, unterschiedliche Umweltkategorien in ihrer
Bedeutung gegeneinander aufzurechnen, sondern die Gewichtung wird immer von den
jeweiligen politischen Prioritäten bestimmt. Vor dem energie- und klimapolitischen
Hintergrund dieser Untersuchung wird der Schwerpunkt im Folgenden explizit auf die
Klimagasemissionen gelegt und somit in Summe eine grundsätzlich positive Einschätzung
der Biomassepfade getroffen.
7.2 Klimagas-Emissionen der Biogaserzeugung
Die positive Einschätzung der Klimaschutzeffekte einer Nutzung von Biomasse beruht zum
größten Teil auf den Treibhausgas-Minderungen, die durch die Bereitstellung eines biogenen
Energieträgers erzielt werden können. Besonders deutlich wird dies am Beispiel der THG-
Emissionen der Biogasbereitstellung.
Durch die Produktion von Biogas in Gülle-Anlagen wird die Emission von Treibhausgasen im
Vergleich zur nicht-energetischen Gülleverwendung in der Landwirtschaft deutlich gesenkt,
da erhebliche Methanemissionen vor allem im Güllelager vermieden werden können. Netto
ergibt sich daraus eine THG-Minderung von ca. -5,5 kg CO 2-Äquivalent pro m³
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