Page 112 - Michaels_Buch Februar_neu
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auf den Videowürfel und die Monitore im Umlauf übertragen werden.


            Ende September startete die Saison mit dem hannoverschen Derby zwischen Indians und Scorpions,
            das unsere Mannschaft mit 2 : 1 gewann. Es war eine großartige Stimmung in der Halle. 9.000
            Leute tobten und ich war komplett begeistert. Unsere Einlaufshow war so mitreißend, dass ich
            Gänsehaut bekam.

            Und dann passierte etwas, was wir als FC Bayern Fans gar nicht kannten. Die Scorpions verloren in
            der DEL ein Spiel nach dem anderen und das auch zeitweise recht hoch. Das ging sieben Spiele so
            und trotz dieser Pleiteserie, durch die wir das Ende der Tabelle zierten, standen die Fans hinter ihrer
            Mannschaft. So etwas wäre im Fußball nicht möglich gewesen und hätte garantiert mit Fanprotesten
            und Entlassung des Trainers geendet.


            Vor 50 Jahren hatte Langenhagen die Stadtrechte erhalten und das wurde gebührend gefeiert. Das
            brachte mich auf eine Idee. 20 Jahre zuvor hatte ich von Achim meine erste Videokamera
            bekommen und unter anderem auch Fahrten durch Langenhagen und die Umgebung gemacht. Dazu
            haben wir einen benzinbetriebenen Generator in den Kofferraum gestellt, der uns Strom für die
            Kamera, den Videorekorder und einen Monitor gab. Die Kamera stand auf einem Stativ auf dem
            Rücksitz und Hauke hat hinten raus gefilmt, während ich gefahren bin.


            Ich habe mich mit Thorsten Schirmer vom Langenhagener Echo getroffen und ihm vorgeschlagen,
            gemeinsam eine DVD zum 50-jährigen Stadtjubiläum herauszubringen. Das Echo sollte alle Bürger
            bitten, altes Film- oder Fotomaterial zur Verfügung zu stellen. Als kleines Dankeschön würden sie
            ihr Material auf DVD überspielt bekommen. Da Uwe und El Rekorder und Abspielgeräte hatten,
            konnten wir jegliches Material verwenden. Die Resonanz war enorm und obwohl viele
            Familienfeiern dabei waren, kam doch einiges an brauchbarem Material zusammen.


            Ich konnte Ernst-August Nebig als Kommentator gewinnen, der wie kein anderer die Geschichte
            der Stadt kannte. Cover und Inlay der DVD wurde natürlich von den OPMs gestaltet und sie
            organisierten auch den Verkauf.

            Am 10. November nahm sich der Torwart von Hannover 96, Robert Enke, das Leben. Seine Witwe
            Teresa machte in einer denkwürdigen Pressekonferenz seine Depression öffentlich und gründete die
            Robert Enke-Stiftung. Wir waren mit einem Kamerateam bei der Pressekonferenz dabei und Maik
            schaffte es, dass wir bei allen darauffolgenden Events, teilweise als exklusives Team, filmen
            durften. Aus diesem Material schnitten wir eine DVD, die viel Aufmerksamkeit auf sich zog.


            Im Dezember fand in den Hannoverschen Werkstätten der Adventsbasar statt und ich startete ein
            Experiment. Die Werkstätten mit dem Status einer gemeinnützigen GmbH betreiben verschiedene
            Einrichtungen zur Förderung von Menschen mit Behinderung in Hannover, Rethen und Lüdersen
            mit den Schwerpunkten Qualifizierung, Arbeit, Wohnen und Gastronomie. Ich wollte eine
            Livesendung von diesem Event machen und direkt ins Internet streamen.

            Mittlerweile hatten wir reichlich Erfahrungen im Streamen von Livesendungen, doch das, was ich
            jetzt vorhatte, war eine neue Herausforderung. Ich hatte in zwei Räumen jeweils eine Caseregie
            aufgebaut und einen Regisseur mit Assistent und drei Kameraleute installiert. Dazu war eine
            variable Schulterkamera im Einsatz, die einen Moderotator für Interviews im Außenbereich
            begleitete. Es gab verschiedene Aufführungen nacheinander in den beiden Sälen. Zu Hause im
            Studio schaltete Patros jeweils von einem Saal zum anderen und dazwischen zur Interviewkamera.

            Das war ein enormer Aufwand und wir hatten 18 Personen im Einsatz, aber trotz ein paar kleiner
            Pannen haben wir eine gute Sendung gemacht und gezeigt, dass wir auch so ein komplexes System
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