Page 120 - Michaels_Buch Februar_neu
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alles umgebaut und konnten einziehen.
Am Anfang zog Ella mit den Frauen, die bei der Agentur arbeiteten, nach oben. Auch Basti, Patros
und Philip hatten oben Büros, aber nachdem wir die Agentur immer mehr verkleinerten, fanden
unten alle Platz und Christian zog mit seiner Familie oben ein.
Das Hannoversche Schützenfest, das größte der Welt, geriet immer mehr in Schieflage. Die
Besucher wurden weniger und es drohte weiterer Besucherschwund. Man suchte nach neuen
Lösungen und schließlich übernahm Klaus Timaeus, der Büroleiter von OB Weil die Operation
„Schützenfestrettung“ und lud mich zu einem Gespräch ein. Wir vereinbarten, dass wir ein
Schützenfest TV aufbauen wollten, in dem wir Liveübertragungen machten und Reportagen
sendeten. Das hat auch richtig gut funktioniert, nur dass es genau in die Zeit fiel, zu der wir den
Umbau machten und ich so gut wie nichts von den Schützenfest-Übertragungen mitbekommen
hatte. Auch das Schützenfest TV machten wir als Pilotprojekt auf eigene Kosten, denn wir wollten
erst Erfahrung sammeln und im nächsten Jahr dann damit Geld verdienen.
Dann passierte ein schreckliches Unglück. Am Freitag Abend der 26. August verunglückte Rudi
Hackel mit dem Flugzeug. Er war als Teil der Theateraufführung „Der kleine Prinz“ von Antoine de
Saint-Exupery mit der Cessna 172, mit der auch Andi seinen Schein gemacht hatte, unterwegs und
stürzte vor den Augen der Zuschauer in ein Maisfeld, unweit des Flugplatzes Oehna ab. Er war
sofort tot und das Flugzeug brannte völlig aus. Werner und ich waren total geschockt und konnten
uns das überhaupt nicht erklären.
Viel später erfuhren wir, dass sich die Firma von Rudi in finanziellen Schwierigkeiten befand. Man
munkelte, dass er wohl Selbstmord begangen hätte. Wir hatten vorher nie verstanden, wie ein so
erfahrener Pilot im Tiefflug einen so kapitalen Fehler machen konnte und die Theorie mit dem
Selbstmord schien uns einleuchtend zu sein.
2012 Drei auf einen Streich
Im Februar musste ich nach drei Jahren meinen Jaguar zurück geben. Es war ein trauriger Moment,
denn wir hatten beschlossen, dass sechs Jahre mit teuren Sportwagen genug seien und er wurde
nicht ersetzt. Ich war so niedergeschlagen, dass ich es nicht fertig brachte, das Auto selbst
abzugeben. Philip hat das für mich erledigt und ich weiß noch genau, wie er damit um die Ecke fuhr
und ich meinen geliebten Jaguar zum letzten Mal sah.
Ich führte schon seit geraumer Zeit Verhandlungen mit Plazamedia, einem Global Player der
Filmbranche. Plaza organisierte die Fußball Bundesliga und viele weitere große Events. Endlich
gaben sie uns auch eine Chance und wir durften ein Handball-Erstligaspiel übertragen. Zur
Liveübertragung kamen wir mit unserer Caseregie zum Veranstaltungsort und glaubten, auch einen
recht guten Job gemacht zu haben. Ein paar Tage später gab es dann eine Telefonkonferenz, bei der
wir eines Besseren belehrt wurden. Zwar bestätigte uns der Verantwortliche von Plaza, dass wir von
Kameraführung und Regie her alles richtig gemacht hätten, aber unsere Technik und vor allem die
Kommunikationsausrüstung entsprach nicht dem, was gefordert wurde.
Wir mussten etwas tun, damit wir konkurrenzfähig würden. Als erstes musste die Caseregie durch
einen richtigen Ü-Wagen ersetzt werden. Unser umgebautes Wohnmobil stand unbenutzt herum und
nach reiflicher Überlegung kamen wir zu dem Schluss, dass es sich auch nach Umbauarbeiten nicht
als Ü-Wagen eignete. Wir kauften einen Mercedes Sprinter mit Kofferaufsatz und ließen eine
seitliche Tür und eine Klimaanlage einbauen. Dann machten wir uns dran, ihn umzurüsten. Die
Wände wurden gedämmt und ein Fußboden verlegt. Dann kam die komplette Regietechnik rein und
nach sechs Wochen konnte er eingesetzt werden.