Page 121 - Michaels_Buch Februar_neu
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Claudia hatte mal wieder einen wichtigen Termin gemacht. Maik und ich wurden in der DFB
            Zentrale in Frankfurt von Marcus Beisiegel empfangen. Es ging um Frauenfußball. Der DFB hatte
            beschlossen, dass die Bundesliga der Frauen parallel zu denen der Männer ebenfalls live übertragen
            werden sollte und man war auf uns aufmerksam geworden. Maik und ich fuhren mit dem Zug nach
            Frankfurt und saßen nun Herrn Beisiegel in seinem Büro gegenüber. Wir verhandelten eine Stunde
            und waren uns einig, dass wir einige Spiele übertragen würden.

            Es gingen Verträge hin und her und dann war es soweit. Wir hatten unser erstes Bundesligaspiel.
            Wir sollten nicht nur die Übertragung machen, sondern auch den Kommentator stellen. Kurz vor
            dem Spiel wurde der krank und nun war guter Rat teuer. Auf die Schnelle war kein Ersatz zu
            bekommen und deshalb musste Andi kommentieren. Er hatte eine verletzte Spielerin an seiner
            Seite, die ihn mit wichtigen Informationen versorgte.


            Ich weiß zwar nicht mehr, wo das Spiel stattfand, aber wo ich mich bei der Übertragung aufgehalten
            habe, weiß ich noch ganz genau. Es war auf einem Parkplatz an der A2, ein paar Kilometer vor
            Dortmund. Werner und ich waren mit dem Wohnmobil auf Männertour und hatten Rast gemacht,
            um uns das Spiel auf dem Laptop anzuschauen. Ich war total beeindruckt, wie souverän Andi
            kommentierte. Bis auf sein mangelndes Wissen über die beiden Vereine, kommentierte er wie ein
            Profi und Werner und ich kamen aus dem Staunen nicht heraus. Ich hatte ein weiteres Talent bei
            meinem Sohn entdeckt und war sehr stolz. Leider hat er kein Interesse gezeigt, auf diesem Gebiet
            weiterzumachen. Er arbeitete lieber hinter den Kulissen, als zu viel im Vordergrund zu stehen.

            Ich hatte erreicht, dass wir bis auf Hannover 96 alle Erstligisten in unserer Region betreuten. Ich
            wollte aber unbedingt auch die Roten zu unseren Kunden zählen und Claudia machte mir einen
            Termin bei Martin Kind. Ich stellte ihm mein Konzept vor und er versprach, darüber nachzudenken.
            Etwas später kam dann ein Brief von ihm, in dem er sich für mein Konzept bedankte, aber absagen
            musste, weil es nicht passte. Ich ließ nicht locker und hatte in den nächsten drei Jahren jedes Jahr
            eine Audienz beim Vereinspräsidenten. Meine Kinder waren der Meinung, dass sich Herr Kind
            einfach einen Spaß daraus machte, einmal im Jahr den Idioten mit den verrückten Ideen zu
            empfangen.

            Beim letzten Treffen hatte ich ein besonderes Argument. „Immer wenn wir bei einem Erstligisten
            anfangen zu arbeiten, erreicht dieser etwas, was er vorher noch nie geschafft hatte.“ Dazu hatte ich
            auch gleich zwei Bespiele. „In der ersten Saison der Hannover Scorpions, in der wir die
            Übertragungen machten, wurde der Verein zum ersten Mal Deutscher Meister. Als wir bei den
            Recken die filmerische Leitung übernommen hatten, schafften sie es zum ersten Mal in den
            Europacup.“ Jetzt versprach ich Herrn Kind, wenn er mit uns startete, würde ich die
            Championsleague garantieren. Der sonst immer sehr beherrschte Vereinsboss schmunzelte und
            drückte mir seine Hand auf die Schulter. Wir bekamen zwar ein paar kleine Aufträge für
            Imagefilme, aber richtig Fuß fassen konnten wir bei Hannover 96 nie.


            Die neuen Ideen kamen nicht immer nur von Maik und mir, manchmal hatte auch eines unserer
            Kinder einen Einfall. Basti hatte einen Brief verfasst und an alle Aussteller der ABF per Mail
            geschickt. Die ABF ist eine Freizeit- und Einkaufsmesse, die seit 1978 jedes Jahr Anfang Februar
            auf dem Messegelände in Hannover stattfindet. Er hat ihnen angeboten, einen Messefilm zum
            Einstiegspreis von 99 Euro herzustellen. Das ist auf so gute Resonanz gestoßen, dass ich
            Messefilme nun fest in unser Programm aufnehmen wollte.


            Ich suchte mir die nächsten Messen raus, die in Hannover stattfinden würden und fand auch schnell
            die Aussteller-Verzeichnisse. Ich schickte E-Mails an alle und es kamen immer mehr neue Aufträge
            herein. Jetzt nahm ich auch andere Messestädte in meine Akquise auf. Mittlerweile hatte ich die
            Preise angehoben, denn auf Dauer waren 99 Euro wirtschaftlich nicht machbar.
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