Page 610 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
P. 610

598                       Wilhelm "Wirth.

       schwelle von der Qualität und Intensität, sondern vor allem von dem
       hier gerade allein wichtigen Klarheitsgrad zum Ausdruck bringt.
         Die passendste Reduction der in verschiedenen Maßen ausgedrückten
      Präcisionsmaße  auf  vergleichbare Werthe würde offenbar dadurch
       gewonnen werden können, dass man die Aufmerksamkeitsbedingungen
       für die verschiedenen Stellen in einer besonders dafür unternommenen
      Versuchsreihe möglichst constant wählt.  Dies gelingt nun offenbar
      am besten   durch  eine eben  solche Ausprobirung der Unterschied-
      schwelle an den verschiedenen Stellen mit jeweiliger Variation einer
      einzigen  Stelle,  aber  gleichzeitig durchaus wissentlichem
      Verfahren mit vorhergehender specieller Concentration
      der Aufmerksamkeit auf die betreffende zu variirende Stelle,
      jedoch unter gleichzeitiger sorgfältiger Beibehaltung des
      früheren Fixationspunktes des Auges.           So werden nachein-
      ander für  die verschiedenen Stellen  diejenigen "Werthe  der Unter-
      schiedsschwelle  festgestellt,  welche  einem und dem nämlichen,  in
      diesem Falle  also maximalen Beachtungsgrad    entsprechen.  Einen
      vergleichbaren Werth der Grrade der Beachtung, welche für eine und
      die nämliche Glesammtvertheilung der Aufmerksamkeit mit verschieden
      günstiger Stellung der einzelnen Elemente zu Theil werden, gewinnt
      man dann offenbar ohne großen Fehler, wenn man den Schwellen-
      werth bei maximaler Beachtung der wissentlich variirten
      Stelle mit dem Schwellenwerth dividirt, der bei unwissent-
      lichem Verfahren,     also den eigentlichen Umfangsbestim-
      mungen gewonnen worden         ist.  Alle  quahtativen  Differenzen
      zwischen den simultanen Einzelobjecten  fallen  in dieser "Weise aus
      der Rechnung heraus, und gehen in die Reihe als Ausdruck des ge-
      messenen Klarheitsumfanges nur noch    die gefundenen Verhältnisse
      zwischen dem Werthe bei wissentlicher und unwissentlicher Variation
      als Einzelglieder ein.  Jede andere Weise der Heraushebung und der
      speciellen Einzelqualitäten zur Ableitung einer Unterschiedsschwelle
      bei maximaler Beachtung,       etwa  eine Verlegung der  speciellen
       Qualität in das Centrum oder eine gleichzeitige Entfernung oder Ver-
       deckung  der umgebenden Figuren   bei der  wissentlichen Variation
       der einen Figur,  würde unvergleichbare G-esammtbedingungen ein-
      führen. Auch die rein qualitative Seite, welche der Einzelvorstellung als
       solcher zugehört, und damit die Unterschiedsschwelle ohne Rücksicht
   605   606   607   608   609   610   611   612   613   614   615