Page 608 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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         7) Werth gelegentlicher Grleichlieitsfälle.     Bei dieser Ver-
      werthung von verschieden großen Variationen des Vergleichsobjectes
      ist aber natürlich die Bedeutung der objectiven Grleichheit des letzteren
      keineswegs zu unterschätzen,  es wird eben, wie auch sonst in den
      psychophysischen Methoden, an Ort und Stelle zu verwenden    sein.
      Es besitzt die  objective Gleichheit in unserer Frage deshalb sogar
      noch eine besondere Bedeutung,  weil  es eine schnelle Controle er-
      möglicht, wie weit der Beobachter sich den ganzen Yersuchsbedingungen
      in der Weise angepasst hat, dass wirkHch nur die experimentell ge-
      wünschten Qualitäten  die  herrschende Ausfüllung im Bewusstsein
      übernommen haben.    Anfangs  besitzt  ja der ungeübte Beobachter
      leicht  eine inadäquate Concentrationslage des Bewusstseins , welche
      auch Nebensachen beachtet, welche gar nicht   als zu beurtheilende
      Variationsrichtung beabsichtigt waren,  insbesondere  spielen unver-
      meidliche, wenn auch noch   so minimale Nebengeräusche hier   eine
      wichtige Rolle. Andererseits sind aber innerhalb derVersuchsanordnung
      besonders am Anfang manchmal noch unbeabsichtigte Variationen
      vorhanden, von welchen das Urtheil niemals abstrahiren kann,  z. B.
      in unseren Versuchen etwa zu große Verschiedenheit entsprechender
      Figuren und Elemente u.  s. w.  Dergleichen wird nun vor allem durch
      die Beurtheilung  der  vollen  objectiven  Gleichheit  schnell zu Tage
      treten.  Natürlich ist ja aus der Methode der  r. u.  f. F. hinreichend
      bekannt,  dass auch objective Gleichheit nicht immer als solche be-
      urtheilt wird.  Indessen muss  eben doch mindestens   ein gewisser
      Procentsatz eingehalten werden, andernfalls gewöhnlich noch irgend-
      welche nebensächliche objective Verhältnisse verändert, bezw. für die
      subjective Auffassung anders in Anrechnung gebracht werden müssen.
      Bei der möglichst umfangreichen Einbeziehung der unklaren Region
      besitzt ja diese ganze Frage der Nebenerscheinungen eine noch viel
      größere Bedeutung als gewöhnlich.  Von diesem Gesichtspunkte aus
      ist denn auch  in den späteren Versuchen   die Gleichhaltung  aller
      nicht absichtlich  variirten Bedingungen, vor allem auch möglichste
      Geräuschlosigkeit mit Aufwendung   vieler Mühe angestrebt worden,
      und  hat  sich  durch  eine  entsprechend  richtige  Beurtheilung der
      Gleichheitsfälle im weitesten Umfange die Erreichung des Gewünschten
      hinreichend documentirt.
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