Page 608 - Wilhelm Wundt zum siebzigsten Geburtstage
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596 "Wilhelm Wirth.
7) Werth gelegentlicher Grleichlieitsfälle. Bei dieser Ver-
werthung von verschieden großen Variationen des Vergleichsobjectes
ist aber natürlich die Bedeutung der objectiven Grleichheit des letzteren
keineswegs zu unterschätzen, es wird eben, wie auch sonst in den
psychophysischen Methoden, an Ort und Stelle zu verwenden sein.
Es besitzt die objective Gleichheit in unserer Frage deshalb sogar
noch eine besondere Bedeutung, weil es eine schnelle Controle er-
möglicht, wie weit der Beobachter sich den ganzen Yersuchsbedingungen
in der Weise angepasst hat, dass wirkHch nur die experimentell ge-
wünschten Qualitäten die herrschende Ausfüllung im Bewusstsein
übernommen haben. Anfangs besitzt ja der ungeübte Beobachter
leicht eine inadäquate Concentrationslage des Bewusstseins , welche
auch Nebensachen beachtet, welche gar nicht als zu beurtheilende
Variationsrichtung beabsichtigt waren, insbesondere spielen unver-
meidliche, wenn auch noch so minimale Nebengeräusche hier eine
wichtige Rolle. Andererseits sind aber innerhalb derVersuchsanordnung
besonders am Anfang manchmal noch unbeabsichtigte Variationen
vorhanden, von welchen das Urtheil niemals abstrahiren kann, z. B.
in unseren Versuchen etwa zu große Verschiedenheit entsprechender
Figuren und Elemente u. s. w. Dergleichen wird nun vor allem durch
die Beurtheilung der vollen objectiven Gleichheit schnell zu Tage
treten. Natürlich ist ja aus der Methode der r. u. f. F. hinreichend
bekannt, dass auch objective Gleichheit nicht immer als solche be-
urtheilt wird. Indessen muss eben doch mindestens ein gewisser
Procentsatz eingehalten werden, andernfalls gewöhnlich noch irgend-
welche nebensächliche objective Verhältnisse verändert, bezw. für die
subjective Auffassung anders in Anrechnung gebracht werden müssen.
Bei der möglichst umfangreichen Einbeziehung der unklaren Region
besitzt ja diese ganze Frage der Nebenerscheinungen eine noch viel
größere Bedeutung als gewöhnlich. Von diesem Gesichtspunkte aus
ist denn auch in den späteren Versuchen die Gleichhaltung aller
nicht absichtlich variirten Bedingungen, vor allem auch möglichste
Geräuschlosigkeit mit Aufwendung vieler Mühe angestrebt worden,
und hat sich durch eine entsprechend richtige Beurtheilung der
Gleichheitsfälle im weitesten Umfange die Erreichung des Gewünschten
hinreichend documentirt.