Page 126 - Was will Gott_Neat
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wo es um das Gewissen und um geistliche Dinge geht;
er will zwei Dinge, nämlich, dass man Gottes Wort und
Wirken in den Wind schlägt und verachtet und uns
vom Glauben, der Hoffnung und der Liebe wegführen
und in Unglauben, Anmaßung und Trotz stürzen und
weiter zur Verzweiflung, zur Verleugnung und Läste-
rung Gottes und anderen unzähligen furchtbaren Stü-
cken verleiten. Das sind nun die Stricke und Netze, ja
die richtigen feurigen Pfeile, die nicht Fleisch und Blut
uns ins Herz schießen, sondern der Teufel auf die gif-
tigste Weise.
Das sind große, schwere Gefahren und Anfechtun-
gen, die jeder Christ tragen muss, auf dass wir getrieben
werden, in jeder Stunde zu rufen und zu bitten, weil wir
in dem schändlichen Leben sind, da man uns von allen
Seiten zusetzt, jagt und treibt, dass uns Gott nicht matt
und müde werden und wieder zurückfallen lässt in Sün-
de, Schande und Unglauben; denn sonst ist es unmög-
lich, auch nur die geringste Anfechtung zu überwinden.
Das heißt nun „nicht in Versuchung führen“, wenn
er uns Kraft und Stärke gibt zu widerstehen, die An-
fechtung jedoch nicht weggenommen oder aufgehoben
wird. Denn Versuchung und Reizung kann niemand
umgehen, weil wir im Fleisch leben und den Teufel um
uns haben; es wird nichts anderes draus, wir müssen die
Anfechtung erleiden, ja darin stecken; aber deshalb bit-
ten wir, dass wir nicht hineinfallen und darin ersaufen.
Darum ist es eine ganz andere Sache, Anfechtung zu
fühlen – oder einzuwilligen und Ja dazu zu sagen. Füh-
len müssen wir sie alle, zwar nicht alle gleich, sondern
manche deutlicher und schwerer: In der Jugend ist es
besonders die körperliche Lust, danach, wenn man alt
und erwachsen ist, ist es die Welt. Obwohl diese Ge-
fühle gegen unseren Willen sind und wir sie lieber los
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