Page 60 - Was will Gott_Neat
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nige sind, sind ausgenommen, nämlich die, die Gott
besonders ausgewählt hat, dass sie für die Ehe untaug-
lich sind, oder durch hohe, übernatürliche Gabe befreit
sind, dass sie außerhalb der Ehe Keuschheit halten kön-
nen. Denn von Natur aus, so wie sie uns Gott einge-
pflanzt hat, ist es nicht möglich, ohne Ehe keusch zu
bleiben; denn Fleisch und Blut bleibt Fleisch und Blut
und es gibt natürliche Neigungen und Reize, die nicht
verhindert werden können, wie jedermann sieht und
spürt. Um Unkeuschheit weitgehend zu vermeiden, hat
auch Gott den Ehestand befohlen. In der Ehe hat ein
jeder sein zugewiesenes Teil und soll sich damit begnü-
gen, auch wenn noch die Gnade Gottes dazukommen
muss, damit auch das Herz keusch ist. Daran kannst du
also erkennen, wie sehr dem Papst, den Priestern, den
Mönchen und Nonnen Gottes Gebot und Ordnung
widerstreben. Denn sie verachten und verbieten den
Ehestand und sie sind so vermessen, das Gelübde der
ewigen Keuschheit abzulegen. Zusätzlich betrügen sie
auch noch das einfache Volk mit verlogenen Worten
und Heuchelei. Denn niemand hat so wenig Lust und
Liebe zur Keuschheit als gerade sie, die sie die Ehe aus
Gründen der Heiligkeit meiden und entweder öffent-
lich und schamlos Hurerei oder heimlich noch Ärgeres
treiben. Man traut sich kaum zu sagen, was man hier
schon alles erfahren hat. Kurz gesagt: Auch wenn sie
sich der Hurerei selbst enthalten, so steckt doch ihr
Herz voll unkeuscher Gedanken und böser Lust. Es ist
ein ewiges Brennen und heimliches Leiden, das man im
ehelichen Leben vermeiden kann. Darum sind durch
dieses Gebot alle Keuschheitsgelübde, die der Ehe ent-
gegenstehen, verdammt und außer Kraft gesetzt. Ja,
es ist sogar all den armen, gefangenen Gewissen, die
durch ihre Klostergelübde betrogen worden sind, gebo-
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