Page 63 - Was will Gott_Neat
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tes Gut verwahrlosen lässt, sei es aus Faulheit, Bequem-
lichkeit oder Bosheit, zum Trotz und zum Verdruss der
Arbeitgeber und was es sonst noch gibt und mutwillig
geschieht (denn ich rede nicht von dem, das versehentlich und
ungern getan ist): So kann man durch Faulheit oder Bos-
heit in einem Jahr Tausende und mehr entwenden. Ein
anderer, der etwas heimlich genommen oder gestoh-
len hätte, müsste am Strick sterben, aber mit Faulheit
kannst du noch hochmütig sein und prahlen und nie-
mand darf dich einen Dieb nennen. Ich spreche hier
auch von Handwerkern, Arbeitern, Tagelöhnern, die
mutwillig die Leute übervorteilen, indem sie lässig und
unredlich in der Arbeit sind. Diese alle sind weit üb-
ler als die heimlichen Diebe, vor denen man sich mit
Schloss und Riegel schützen kann, oder wenn man sie
ergreift, so mit ihnen verfährt, dass sie es nicht mehr
tun. Vor den heimlichen Dieben kann sich niemand
hüten, es darf sie auch niemand böse ansehen oder sie
eines Diebstahls bezichtigen. Denn hier sind es meine
Nachbarn, gute Freunde, meine eigenen Dienstleute,
von denen ich mir Gutes erhoffe, die mich betrügen.
So geht es auch auf dem Markt und im Handel mit
aller Macht zu, dass einer den anderen öffentlich mit
falscher Ware, falschem Maß, falschem Gewicht oder
falschem Geld betrügt oder mit Geschicklichkeit oder
mit seltsamem Finanzgebaren einen anderen übervor-
teilt oder mit überhöhten Preisen mutwillig betrügt.
Das kann man gar nicht alles aufzählen. In der Summe
ist es das größte Handwerk und die größte Berufsgrup-
pe auf Erden. Und wenn man die Welt jetzt durch alle
Stände ansieht, so ist sie nichts anderes als ein großer,
weiter Stall voll großer Diebe. Darum nennt man sie
auch nicht Einbrecher und Mörder so wie diejenigen,
die andere ausrauben, sondern man nennt sie Stuhl-
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