Page 61 - Was will Gott_Neat
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ten, dass sie aus dem unkeuschen Stand in das eheliche
Leben treten. Auch wenn sonst das klösterliche Leben
Gott wohlgefällig wäre, so stünde es doch nicht in ihrer
Kraft, Keuschheit zu bewahren. Wenn sie im Kloster
bleiben, werden sie nur immer mehr und weiter gegen
dieses Gebot sündigen müssen. Wenn auch das Kloster-
leben göttlich wäre, so würde es doch nichts helfen, um
gegen dieses Gebot nicht zu sündigen.
Solches sage ich nun deshalb, dass man das junge
Volk dazu anhält, Lust zum Ehestand zu gewinnen und
zu wissen, dass es ein seliger Stand und Gott gefällig ist.
Denn damit könnte man es mit der Zeit wieder dahin
bringen, dass er wieder zu seinen Ehren käme und das
faule, wüste, unordentliche Wesen, das jetzt überall in
der Welt unanständig mit öffentlicher Hurerei und an-
deren schändlichen Lastern zu finden ist, weniger wird.
Das resultiert aus der Verachtung der Ehe. Darum ha-
ben hier Eltern und Obrigkeit auch die Pflicht, bei der
Jugend darauf zu achten, dass man sie zur Zucht und
Ehrbarkeit aufzieht und wenn sie erwachsen sind, ih-
nen zu einem Gott gefälligen und ehrenvollen Leben zu
raten. Dazu würde er seinen Segen und Gnade geben,
dass man Lust und Freude davon hätte.
Aus dem allen ist nun zu schlussfolgern, dass dieses
Gebot nicht allein fordert, dass jedermann mit Werken,
Worten und Gedanken anständig lebt in seinem Stand,
also in seiner Ehe, sondern auch seinen Ehepartner, der
ihm von Gott gegeben ist, liebe und werthalte. Denn
wo eheliche Keuschheit (Anständigkeit) gehalten werden
soll, da müssen Mann und Frau vor allen Dingen in Lie-
be und Eintracht beieinander wohnen, dass einer den
anderen von Herzen und mit ganzer Treue liebt. Denn
das ist das vornehmste Stück, das Liebe und Lust zur
Keuschheit macht und sie wird ihr selbst folgen ohne
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