Page 62 - Was will Gott_Neat
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alle Gebote. Deshalb mahnt auch St. Paulus die Ehe-
           leute so fleißig, dass einer den andern lieben und eh-
           ren soll. Da hast du nun abermals ein köstliches, ja viel
           größeres und besseres Werk, das du fröhlich rühmen
           kannst gegen alle geistlichen Stände, die ohne Gottes
           Wort und Gebot erwählt wurden.


           DAS SIEBTE GEBOT

           Du sollst nicht stehlen

           Nach deiner eigenen Person und deinem Ehepartner
           sind zeitliche Güter das nächste; Gott will auch haben
           und hat es geboten, dass niemand dem Nächsten das
           Seine zerstört, wegnimmt oder den Wert desselben ver-
           kleinert. Denn stehlen heißt nichts anders, als eines an-
           dern Gut mit Unrecht an sich zu bringen, kurz gesagt:
           beim Handel seinen eigenen Vorteil zum Nachteil eines
           anderen auszunutzen. Das ist ein sehr allgemeines Las-
           ter, wird aber so wenig beachtet und wahrgenommen,
           dass es übermäßig häufig vorkommt, sodass man sie alle
           an Galgen hängen sollte – sie sind Diebe und wollen
           doch so nicht genannt werden. Denn es soll (wie jetzt
           gesagt) nicht allein gestohlen heißen, dass man Schrän-
           ke und Taschen ausräumt, sondern um sich greifen auf
           dem Markt, in allen Geschäften, Wein- und Bierkellern,
           Werkstätten und überall dort, wo man Geld für Ware
           oder Arbeit nimmt und gibt.
               Um ein Beispiel zu geben, wie fromm wir doch
           sind, will ich es der Allgemeinheit deutlich sagen: Wenn
           ein Knecht oder eine Magd im Haus nicht treu arbeitet
           und Schaden anrichtet oder geschehen lässt, den er/sie
           wohl abwehren könnte, oder sonst sein/ihr anvertrau-



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