Page 102 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Darum müssen wir die derartigen Fabeln von vorneherein abschneiden,
                damit sie uns nicht einen großen Leichtsinn zur Schlechtigkeit in den
                jungen Leuten erzeugen. – Ja wohl, gar sehr, sagte er. – Welche Gattung

                also, sprach ich, wäre uns nun betreffs der mündlichen AussprücheVgl.
                d. Anf. d. 17. Cap. d. vorigen Buches. noch übrig, um festzustellen,
                welcherlei man sagen dürfe und welcherlei nicht? Nemlich betreffs der
                Götter haben wir angegeben, wie man sich ausdrücken solle, und auch
                betreffs der Dämonen und der Heroen und betreffs der Dinge im Hades.
                – Ja wohl, allerdings. – Nicht wahr also, es wäre nun auch noch übrig
                betreffs der Menschen? – Ja, klärlich. – Unmöglich denn nun, mein

                Freund, ist es uns, hierüber im gegenwärtigen Augenblicke schon
                Vorschriften zu geben. – Wie so? – Weil, wie ich glaube, wir sagen
                müßten, daß sowohl Dichter, als auch Prosaiker in schlimmer Weise
                betreffs der Menschen das Wichtigste aussprechen, nemlich daß es viel
                Ungerechte, dabei aber Glückliche gebe, und viele gerechte
                Unglückliche, und daß das Unrechtthun gewinnbringend sei, wann man

                dabei unentdeckt bleibe, die Gerechtigkeit hingegen ein fremdes Gut und
                eine eigene Einbuße sei, und wir hiemit verbieten müßten, Derartiges zu
                sagen, das Gegentheil aber hievon für Poesie und Fabel-Erzählung
                vorschreiben müßten; oder glaubst du nicht? – Ja, ich weiß es sogar ganz
                gewiß, sagte er. – Nicht wahr also, wenn du zugestehst, daß ich Recht
                habe, werde ich wohl behaupten, du habest bereits zugestanden, was wir
                schon längst suchen? – Deine Annahme, sagte er, ist richtig. – Nicht

                wahr also, darüber, daß man betreffs der Menschen derartige Aussprüche
                thun solle, werden wir uns dann verständigenS. d. Schluß des IV.
                Buches., wann wir gefunden haben werden, wie beschaffen die
                Gerechtigkeit sei und daß sie von Natur aus für jenen, der sie hat,
                gewinnbringend sei, mag er ein Solcher zu sein scheinen oder nicht? –
                Ja, völlig wahr, sagte er. –

                     6. Was demnach die mündlichen Aussprüche selbst betrifft, so mögen
                wir es hiemit beschließen; was die Form des Ausdruckes betrifft, so ist
                dieß, wie ich glaube, nun im Folgenden zu erwägen, und wir werden
                dann vollständig erwogen haben, sowohl was man sagen müsse, als auch
                wie. – Und Adeimantos sagte: Dieß verstehe ich nicht, was du hiemit
                meinest. – Aber doch, sagte ich, sollst du es ja verstehen; vielleicht nun
                wirst du es folgendermaßen eher einsehen: Ist etwa nicht Alles, was von

                Fabel-Erzählern oder Dichtern gesagt wird, irgend eine Kundgebung
                entweder von Vergangenem oder von Gegenwärtigem oder von
                künftigem? – Was denn Anderes? sagte er. – Und vollbringen sie nun
                dieß etwa nicht entweder eben durch einfache Kundgebung oder





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