Page 103 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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vermittelst einer Nachahmung, oder vermittelst dieser beiden zugleich? –
                Auch dieß, sagte er, wünsche ich erst noch deutlicher zu verstehen. – Ich
                bin doch, sagte ich, wie es scheint, ein lächerlicher und unverständlicher

                Lehrer; also will ich wie Diejenigen, welche unfähig zu einer Rede sind,
                nicht im Ganzen es sagen, sondern irgend einen einzelnen Theil
                herausnehmen und an demselben dir klar zu machen versuchen, was ich
                dabei meine. Und sage mir also: Du kennst den Anfang der Ilias, in
                welchem der Dichter sagt, Chryses bitte den Agamemnon, seine Tochter
                ihm freizugeben, jener aber zürne, und der Erstere nun bete, da er jenes
                nicht erlangte, zu dem Gotte um Schlimmes für die Achäer. – Ja, ich

                kenne dieß. – Du weißt also, daß bis zu den Worten

                        »und er flehte zu allen Achäern,
                        zumeist aber zu den beiden Atriden, den zwei Lenkern der
                        Völker«Ilias, I, V. 15 f.,


                der Dichter sowohl selbst spricht, als auch es gar nicht versucht, unsere
                Gedanken anderswohin zu lenken, als spreche irgend jemand Anderer
                außer ihm selbst. Hernach aber spricht er, wie wenn er der Chryses selbst
                wäre, und er ist so sehr als möglich bestrebt zu bewirken, daß uns nicht

                Homeros, sondern der Priester, der alte Mann, der Sprechende zu sein
                scheine; und auf diese Weise denn nun hat er auch so ziemlich die
                gesammte übrige Kundgebung über die Vorkommnisse bei Ilium und in
                Ithaka und in der ganzen Odyssee gemacht. – Ja wohl, allerdings, sagte
                er. – Nicht wahr also, eine Kundgebung wohl ist es, sowohl wenn er

                jedesmal die Reden angibt, als auch wenn das zwischen den Reden
                Stehende? – Wie sollte es auch anders sein? – Hingegen wenn er irgend
                eine Rede angibt, als wäre er ein Anderer, werden wir dann nicht sagen,
                daß er seine eigene Redeweise so sehr als möglich demjenigen ähnlich
                mache, welchen er vorher als den sogleich reden Wollenden bezeichnet
                hatte? – Ja, wir werden es sagen; warum auch nicht? – Nicht wahr also,
                sich selbst einem Anderen ähnlich zu machen, sei es in der Stimme oder
                in der Figur, heißt eben jenen nachahmen, welchem man sich ähnlich

                macht? – Was weiter? – In Derartigem demnach, machen, wie es scheint,
                dieser und die übrigen Dichter die Kundgebung vermittelst einer
                Nachahmung. – Ja wohl, allerdings. – Wann aber nirgends der Dichter
                sich selbst verbirgt, dann wohl ja ist ihm die ganze Dichtung und
                Kundgebung ohne Nachahmung entstanden. Damit du aber nicht

                hinwiederum sagest, daß du nicht verstehest, wie dieß geschehen könnte,
                so will ich es dir sagen: nemlich wenn Homeros, nachdem er angegeben,
                daß der Chryses mit dem Lösegelde für seine Tochter und als Bittender




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