Page 104 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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zu den Achäern, zumeist aber zu den Königen, kam, hernach nicht, als
                wäre er selbst Chryses geworden, sondern eben noch als Homeros
                sprechen würde, so weißt du hiemit wohl, daß es dann nicht eine

                Nachahmung, sondern eine einfache Kundgebung wäre; diese würde sich
                aber ungefähr folgendermaßen verhalten (ich will es aber ohne das
                Versmaß sagen, denn zum Dichten bin ich nicht fähig): es kam der
                Priester und betete für jene zu den Göttern, daß diese ihnen verleihen
                möchten, nach Einnahme von Troja unversehrt zurückzukehren, die
                Tochter aber sollten sie ihm freigeben, indem sie Sühnegeld für dieselbe
                annähmen und Scheu vor dem Gotte hätten; nachdem aber dieser Solches

                gesprochen, waren die Uebrigen fromm und stimmten ihm bei,
                Agamemnon aber geberdete sich wild, indem er ihm gebot, sowohl für
                jetzt sich zu entfernen, als auch hernach nicht wieder zu kommen, damit
                ihm nicht sein heiliger Stab und die Kränze der Götter ein ungenügender
                Schutz seien; ehe aber die Tochter ihm freigegeben werde, dürfte sie
                wohl, sagte er, in Argos bei ihm selbst alt werden; und er hieß ihn sich

                entfernen und ihn ja nicht reizen, damit er unversehrt nach Hause
                komme; der Alte aber hörte dieß an, fürchtete sich und entfernte sich
                stillschweigend; nachdem er aber aus dem Lager fortgegangen war,
                betete er viel zu Apollo, indem er die Beinamen des Gottes rufend
                aufzählte und ihn daran erinnerte und dabei beschwor, woferne er jemals
                irgend etwas ihm Gefälliges in Erbauung von Tempeln oder Darbringung
                von Opfern geleistet habe; zum Danke hiefür also, betete er, solle jener

                durch seine Geschosse die von ihm geweinten Thränen an den Achäern
                rächen. So also, mein Freund, sagte ich, entsteht ohne Nachahmung eine
                bloße einfache KundgebungNatürlich beruht der Unterschied zwischen
                Nachahmung und Erzählung nicht etwa bloß darin, ob die sogenannte
                directe oder indirecte Rede gebraucht werde; denn wer gut erzählen will,
                muß ja doch hoffentlich auch bei indirekter Rede die verschiedenen

                Charaktere in getreuer Nachahmung darstellen. Der Unterschied liegt
                eben viel tiefer.. – Ich verstehe es, sagte er. –
                     7. So verstehe demnach auch, erwiederte ich, daß hinwiederum die
                entgegengesetzte es ist, wenn Jemand das zwischen den Reden Stehende
                herausnimmt und bloß das Wechselgespräch übrig läßt. – Und auch dieß,
                sagte er, verstehe ich, daß nemlich, was in den Tragödien der Fall ist, ein
                Derartiges sei. – Ganz richtig, sagte ich, ist deine Annahme, und ich

                glaube, dir nun hiemit klar gemacht zu haben, was ich vorhin nicht im
                Stande war, nemlich daß innerhalb der Poesie und der Fabel Erzählung
                die eine gänzlich vermittelst der Nachahmung besteht, wie du selbst
                sagst, die Tragödie und Komödie, eine andere aber vermittelst des





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