Page 11 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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phrygische, und auch nur Saiten-Instrumente zulässig sind (c. 10).
                Ebenso entsprechend verhält es sich mit dem Rhythmus. Dieß Alles
                hängt mit dem Charakter (c. 11) und den schönen und unschönen

                Formen desselben zusammen, und indem die musische Bildung in
                solcher Weise die Idee des Schönen uns einpflanzt, fördert sie auch die
                wahre Liebe als ihren eigentlichen Zweck (c. 12). Die gymnische
                Bildung, welche auf der musischen als ihrer Basis beruht, bewirkt
                Mäßigkeit und Einfachheit im leiblichen, ohne in die eigentliche Athletik
                auszuarten (c. 13) – Ist in diesen beiden Bildungsweisen die Einfachheit
                vernachlässigt, so entstehen Ziellosigkeit und Krankheit, daher dann

                Richter und Aerzte nöthig werden, wohingegen im guten Staate Niemand
                Zeit hat, krank zu sein, und auch den Unheilbaren die Pflege entzogen
                wird, damit Thätigkeit und Wissen der Bürger nicht darunter leide; auch
                ist eben darum der wahre Arzt nicht geldsüchtig (c. 14 u. 15); der beste
                Arzt aber ist jener, der alle Körper-Gebrechen erfahren hat, wobei sein
                Geist ja unbeschädigt bleibt. Der Richter hingegen, welcher mit der

                Seele auf Seelen wirkt, darf die Fehler der Seele nicht selbst erfahren (c.
                16). Arzt und Richter dienen nur dem Guten, und beide entfernen das
                Unfügsame, daher es das Beste ist, keines der beiden zu bedürfen. – So
                haben beide Bildungsweisen einen sittlichen Zweck (c. 17), und sie
                müssen ineinandergreifen, denn einseitig erzeugen sie Extreme, in ihrer
                Verbindung aber leiten sie das Muthige und zugleich das
                Weisheitsliebende (c. 18)

                     Ueber die so erzogenen Wächter herrschen nun Jene, welche das
                Wohl des Staates am besten erkennen und am eifrigsten betreiben, daher
                sie hierin erprobt und selbst in Versuchung geführt werden müssen (c.
                19); die von ihnen beherrschten Jüngeren heißen dann nur Helfer (c. 20);
                daß aber eine solche Unterordnung bestehe, liegt in einem alten Mythus
                betreffs der verschiedenen, Jedem bei der Geburt beigemischten Metalle

                ausgesprochen (c. 21). Jene Helfer aber nun wohnen in einem geeigneten
                Orte gemeinsam und ohne allen Privat-Besitz, indem sie nur die nöthigen
                Lebensbedürfnisse von den Uebrigen erhalten (c. 22); und scheinen sie
                hiedurch im Vergleiche mit Anderen beeinträchtigt zu sein, so ist ja zu
                bedenken, daß es sich um das Wohl des Ganzen handle und hiefür an den
                Wächtern das Meiste liege (viertes Buch, c. 1); auch schaden Reichthum
                und Armuth überall durch Störung der Einheit, was sich auch bei einem

                Kriege gegen einen reichen Staat zeigt (c. 2). Nur der Einheit des Staates
                muß jede Einrichtung dienen, wohin auch die Arbeitstheilung abzielt;
                bewahrt aber wird sie durch Einheit der Erziehung, was auf Ehe-und
                Kinder-Gemeinschaft führt (c. 3); die geringste Neuerung in der





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