Page 15 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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solchen Herrscher ein derartiger Staat gegründet werde, ist nicht zu
                zweifeln; schwierig wohl wird es stets sein (c. 14).
                     Frägt es sich demnach, wie solche Retter des Staates gebildet werden

                sollen, so ergibt sich Folgendes: sie müssen neben der obigen Bildung
                der Wächter noch die letzte höchste Stufe erreichen, nemlich die der Idee
                des Guten (c. 15 und 16), nach welcher Alles, wenn auch in
                verschiedener Weise, strebt. Sie ist für das Denken, was das Licht für das
                Sehen ist; nicht daß sie das Denken selbst sei, so wenig als das Licht das
                Sehen selbst ist, sondern sie ist die Ursache der Wahrheit und die Quelle
                der Wesenheit (c. 17–19). Wie die Welt des Sichtbaren getheilt ist in

                Abbilder und Gegenstände, so auch die des Denkbaren, indem theils auf
                Annahmen fortgebaut und Bilder gebraucht werden, theils die
                Annahmen als solche aufgehoben und zum Voraussetzungslosen
                fortgeschritten wird. So ergibt sich die Theilung in zwei Gruppen, deren
                jede zwei entsprechende Thätigkeiten enthält, nemlich: Vermuthen,
                Glauben, Nachdenken, Vernunft (c. 20 u. 21), welche aufsteigende

                Reihenfolge vergleichbar ist einem Aufenthalte in einer Höhle, in
                welcher Gefesselte nur Schattenbilder an der Rückwand derselben sehen,
                aber dann allmälig an das Licht der Sonne geführt werden ( siebentes
                Buch, c. 1 u. 2); daher Jene, welche das Licht geschaut haben, ebenso
                wenig im Dunklen sich zurecht finden, als die im Dunklen Verweilenden
                im Lichte, auch die Idee des Guten ebenso wenig plötzlich eingepflanzt
                werden kann, als das Licht dem Auge, sondern eine allmälige Leitung

                angewendet werden muß (c. 3 u. 4). Eben darum aber muß der
                Weisheitsliebende auch Beides, Licht und Dunkel, erleben, da er nicht
                selbstsüchtig nur für sich, sondern für das Wohl des Ganzen sorgen soll;
                so herrschen dann die Wissenden zwar ohne darnach zu streben, aber um
                Unwürdige auszuschließen (c. 5). Jener Bildungsweg aber, durch
                welchen diese künftigen Herrscher zum wahren Lichte geführt werden,

                geht über die gymnische und musische Bildung hinaus (c. 6) und betrifft
                zunächst dasjenige, wodurch die Sinneswahrnehmung vermittelst der
                Abstraction und des Begriffes der Einheit zum Denken aufgefordert
                wird, nemlich die Arithmetik, nicht aber um des Erwerbes, sondern um
                der intelligiblen Zahl willen (c. 7 u. 8); sondern die Geometrie, da sie
                vom Vergänglichen absehend eine Wesenheit erkennt (c. 9), und hierauf
                die Astronomie, indem die Stereometrie, welche eigentlich zunächst

                folgen würde, bisher noch nicht genügend ausgebildet ist; aber auch die
                Astronomie ist nicht etwa zu betreiben wegen des Blickes nach Oben,
                denn auch so bliebe sie noch ein bloßes Sinnesobject, sondern um des
                Ewigen willen (c. 10 u. 11); dann folgt das Entsprechende für den





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