Page 12 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Erziehung pflanzt sich zum Verderben fort, und Erziehung ist die
umfassende Aufgabe der Gesetzgebung, denn wenn sie nicht bewahrt
wird, zerrüttet man den Staat im Kleinen, ihn im großen zu erhalten
wähnend; ferner aber gehört hiezu auch die Bewahrung der väterlichen
apollinischen Religion, welche der Gesetzgeber nicht selbst aufstellt (c. 4
u. 5).
Ist auf diese Weise der Staat entstanden, so muß er, wenn er
vollkommen sein soll, weise und tapfer und besonnen und gerecht sein.
Weise ist er durch die Wohlberathenheit der Vorsteher (c. 6), tapfer durch
die Wächter (c. 7), besonnen ist er, insoferne der schwächere Theil dem
besseren sich fügt, und gegenseitige Harmonie besteht (c. 8 u. Anf. v. c.
9), die Gerechtigkeit aber liegt in dem schon Anfangs zu Grunde
Gelegten, daß Jeder das Seinige thue, wodurch erst die vorigen drei
Vollkommenheiten entstehen können (c. 9 u. 10). Hiemit ist auf den
Ausgangspunkt zurückzukehren, und was bisher im großen Maßstabe
sich zeigte, am Einzeln-Individuum zu erproben, wobei sich die Frage
einstellt, ob die Seele des Menschen gleichfalls drei Formen habe (c. 11).
Sie hat dieselben, da sie nicht anderswoher in den Staat kamen, und
ihnen entsprechen auch die Tätigkeiten der Seele; denn Nichts kann an
dem Nemlichen zugleich in Gegensätzen activ oder passiv auftreten (c.
12), Anziehung und Zurückstoßung aber sind solche Gegensätze, welche
in Begehrung und Abneigung vorliegen; alles Begehren aber als solches
bezieht sich auf das Allgemeine seines Gegenstandes, und nur als
specielles auf einen speciellen Gegenstand; also wo ein Widerstreben
gegen eine Begehrung sich findet, muß dieß in einer anderweitigen Kraft
beruhen, und somit ist in der Seele neben dem Begehrlichen ein
Vernünftiges (c. 13 u. 14); in dem Kampfe beider aber tritt das Muthige
auf Seite des Vernünftigen als Helfer (c. 15). So sind im Einzelnen die
nemlichen Arten der Vortrefflichkeit wie im Staate. Gerecht ist Jeder, bei
welchem in Folge der Erziehung die Herrschaft über das Begehrliche
dadurch ermöglicht ist, daß jeder Theil der Seele das Seinige thut; tapfer
ist Jeder durch das Muthige, weise durch das Vernünftige, besonnen
durch die Harmonie des Herrschenden und Beherrschten (c. 16); daraus
fließt auch als äußeres Abbild der Gerechtigkeit, daß jeder Handwerker
das Seinige thue; das innere Wesen derselben ist die Einheit der drei
Theile, und Zwietracht zwischen diesen ist die Ungerechtigkeit.
Hierdurch ist auch die Frage über den Nutzen der Gerechtigkeit erledigt
(c. 17).
Hiemit ist das Princip festgestellt und eine der menschlichen Seele
entsprechende Grundlage gewonnen zur Unterscheidung des Einen guten
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