Page 13 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Staates von der Schlechtigkeit eines Staates, welche hauptsächlich in vier
                Formen auftritt (c. 18). In Bezug aber auf den guten Staat muß nun in
                einer allerdings schwierigen Untersuchung das bisher bloß angedeutete

                Wesen der Familie und überhaupt die ideale Vortrefflichkeit und die
                Ausführbarkeit eines solchen Staates erörtert werden ( fünftes Buch, c. 1
                u. 2). Wie bei den Hunden das Weibliche dem Männlichen in gleicher
                Pflege gleichsteht, so müssen auch trotz den Spöttern, deren Meinung
                dereinst besserer Einsicht weichen wird, die Frauen die gleiche musische
                und gymnische Bildung erlangen wie die Männer (c. 3); denn dieß ist
                sowohl möglich, da der Unterschied der Geschlechter bezüglich des

                Staates ein zufälliger ist, und das Weib nur durch Schwäche vom Mann
                sich unterscheidet, als auch ist es das Beste, daß Alle am besten gebildet
                seien (c. 4–6). Für die Eingehung der Ehe ist festzusetzen, daß die
                Herrscher mit täuschender Anwendung des Looses die Frauen
                auswählen, die Zeiten und das passende Lebensalter für
                Kindererzeugung bestimmen, und für gemeinschaftliche Säugung, sowie

                dafür sorgen, daß kein Kind seine wahren Eltern kenne, sondern Alle als
                solche betrachte, welche den Jahren nach es sein können, so daß der
                ganze Staat Eine Familie darstellt (c. 7–9). Dieß ist das Beste, weil
                hiedurch der in Selbstsucht liegende Zwiespalt vermieden wird und alle
                Freuden und Leiden gemeinsam sind (c. 10), so daß in diesem
                einheitlichen Familienleben Streit und Mißhandlung wegfallen, und
                steter Friede ist; so haben denn die Wächter das glücklichste Leben und

                die Frauen nehmen daran Theil (c. 11–13). In den Krieg nehmen sie ihre
                Kinder mit, sie belehrend und vor Gefahren schützend; unter sich
                entehren sie den Feigen und ehren den Tapferen, ihm den reichsten
                Genuß der Liebe gestattend, den Todten erweisen sie göttliche Verehrung
                (c. 14 u. Anf. v. 15); sie knechten keinen Hellenen, plündern nicht die
                Leichen, beflecken keinen Tempel; Sengen und Brennen üben sie nur

                gegen Nicht-Hellenen, gegen welche allein eigentlicher Krieg bestehen
                kann, denn unter Hellenen gibt es nur Zwiespalt, welcher rechtlich
                geschlichtet werden soll (c. 15 u. 16).
                     Dieß Bisherige nun ist als Ideal zu betrachten, welches von der
                Wirklichkeit nie ganz erreicht wird, daher die Ausführbarkeit nur in der
                möglichsten Annäherung an das Ideal liegen kann (c. 17). Das
                wegzuräumende Hinderniß des Guten in den jetzigen Staaten beruht

                darin, daß nicht die Weisheitsliebenden die Herrscher sind und die
                Herrscher nicht in Weisheitsliebe sich bethätigen. Dieser angefeindete
                Ausspruch führt auf die Frage über das Wesen der Weisheitsliebe (c. 18).
                Sowie die Liebe jeder Art ihren Gegenstand in all seinen Theilen





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