Page 121 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Pramnischem Weine, auf welchen viel Mehl gestreut und Käse geschabt
                war, was doch wohl Entzündung zu erregen scheint, weder gegen die
                Magd, welche ihm denselben reichte, tadelten, noch auch dem Patroklos,

                welcher jenen hiedurch heilen wollte, es zum Vorwurfe machtenDie
                Söhne des Asklepios sind Machaon und Podalirius. In jener homerischen
                Stelle aber (Ilias XI, V. 639 ff.), in welcher jener Trank beschrieben wird,
                erhält ihn nicht Eurypylos, sondern Machaon selbst, welchem er von
                Hekamedes gereicht wird; die Heilung des verwundeten Eurypylos ist
                ebend. V. 823 ff. erzählt.. – Und wirklich, sagte er, ist jener Trank ja auch
                ganz ungereimt für einen Menschen in solchem Zustande. – Nein, er ist

                es nicht, sprach ich, wenn du bedenkst, daß jener jetzigen förmlichen
                Erziehungskunst der Krankheiten seitens der Aerzte selbst in früheren
                Zeiten die Asklepiaden sich nicht bedienten, ehe nemlich, wie man sagt,
                HerodikosS. m. Anm. 9 z. Phädrus u. ebend. Anm. 46. kam; Herodikos
                aber war ein Ringmeister, und als er kränklich wurde, mischte er die
                gymnische Kunst und die ärztliche, und quälte zuerst und zumeist sich

                selbst, dann aber später auch viele Andere. – In wieferne denn? sagte er.
                – Insoferne er, sagte ich, sich selbst das Sterben lang machte; indem er
                nemlich seiner Krankheit, welche tödtlich war, auf jedem Schritte folgte,
                war er einerseits, glaube ich, nicht im Stande, sich selbst zu heilen, und
                andrerseits curirte er, da er nichts Anderes zu thun hatte, sein ganzes
                Leben hindurch an sich herum und lebte so sich selbst quälend, so oft er
                irgend die gewohnte Diät überschritt, und gelangte, da er in Folge seiner

                Weisheit nur schwer sterben konnte, zu einem hohen Greisenalter. – Also
                eine schöne Ehrengabe, sagte er, trug dieser von seiner Kunst davon. –
                Ja, eine solche, sprach ich, wie man sie von demjenigen erwarten mußte,
                welcher nicht wußte, daß Asklepios nicht etwa aus Unkenntniß oder
                Unerfahrenheit in dieser Gattung der Arzneikunst seinen Nachkommen
                keine Anleitung in derselben gab, sondern wohl wissend, daß bei Allen,

                welche guter Gesetze sich erfreuen, in dem Staate einem jeden Einzelnen
                irgend eine Werkthätigkeit aufgetragen ist, welche er nothwendig
                verüben muß, und daß keiner Zeit hat, sein Leben hindurch an sich
                herumzucuriren und daniederzuliegen, ein Umstand, welchen wir
                lächerlicher Weise bloß bei den Handwerkern bemerken, bei den
                Reichen aber und bei denjenigen, welche als Glückliche gelten, nicht
                bemerke. – Wie so denn? sagte er. –

                     15. Ein Werkmeister, sprach ich, verlangt, wenn er krank ist, von
                dem Arzte eine Arznei, um, nachdem er sie getrunken, die Krankheit
                durch Erbrechen wegzubringen, oder um nach Unten abzuführen, oder
                um durch Anwendung des Brennens oder des Schneidens von ihr





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