Page 156 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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verschiedener Begabungen jede einzelne das Ihrige that; besonnen aber
                hinwiederum und tapfer und weise war er uns vermöge jener nemlichen
                Gattungen in irgend anderweitigen Zuständen und Verhältnissen. – Dieß

                ist wahr, sagte er. – Also auch von dem einzelnen Manne, mein Freund,
                werden wir ebenso verlangen, daß er jene nemlichen Formen in seiner
                eigenen Seele habe und vermöge jener nemlichen Zustände auf jene
                nemlichen Bezeichnungen, wie der Staat, Anspruch mache. – Ja,
                durchaus nothwendig ist dieß, sagte er. – In eine gar schlichte Erwägung
                ja, du Bewunderungswürdiger, sprach ich, sind wir hiemit wieder
                hineingerathen betreffs der Seele, ob diese wirklich jene drei Formen in

                sich trage oder nicht. – Nun, in eine so gar schlichte, sagte er, glaube ich,
                doch wohl nicht; denn vielleicht, o Sokrates, ist das Sprüchwort richtig
                »Schwer ist das Schöne«. – Ja, so zeigt sich’s, sprach ich; und wisse
                wohl, o Glaukon, daß, wie wenigstens meine Ansicht ist, wir in völlig
                genauer Weise diesen Punkt aus derartigen Erörterungen, wie wir sie
                jetzt bei unseren Begründungen anwenden, gar niemals erfassen werden;

                sondern ein längerer und weiterer Weg ist es, welcher hiezu
                führtNemlich die eigentlich höhere Betrachtung der Theile der Seele und
                ihrer Funktionen, welche der Erkenntnistheorie angehört, erfordert eine
                längere und tiefere Erörterung, als sie hier ihre Stelle finden kann; und
                indem daher hier nur in Kürze die Umrisse jener Theile der Seele
                entworfen werden, welche mehr der äußeren Praxis des Lebens und des
                Staates angehören, bleibt die Erörterung des Intelligiblen auf einen

                späteren Abschnitt vorbehalten; es folgt nemlich dieselbe unten B. VI,
                Cap. 16 f.; vielleicht jedoch können wir es wenigstens auf eine des bisher
                Gesagten und bisher Erwogenen würdige Weise. – Müssen wir uns also
                nicht schon damit begnügen? sagte er; denn für mich wenigstens möchte
                es für den jetzigen Augenblick wohl so hinreichend sein. – Aber
                wirklich, sagte ich, auch mir wird es völlig genügen. – Ermüde demnach

                nicht, sagte er, sondern beginn es zu erwäge. – Besteht also wohl für uns,
                sprach ich, eine bedeutende Nothwendigkeit, es zuzugestehen, daß ja in
                jedem Einzelnen von uns jene nemlichen Formen und Charaktere sich
                finden, wie in dem Staate? denn doch wohl nirgend anders woher sind
                sie dorthin gekommen; nemlich lächerlich ja wäre es, wenn Jemand
                glauben würde, das Muthige habe sich in den Staaten nicht durch
                diejenigen Einzelnerer eingestellt, welche ja auch als die Veranlasser

                derartiger Erscheinungen bezeichnet werden, wie dieß von den Thrakern
                und Skythen und so ziemlich überhaupt den Bewohnern der nördlichen
                Gegenden gilt, oder auch das Lernbegierige, wovon man doch zumeist
                die Bewohner unserer Gegenden als die Veranlasser bezeichnen dürfte,





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