Page 159 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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hiemit weiter fortschreiten, mit der Uebereinkunft, daß, falls dieß sich
                etwa anders, als so, zeigen sollte, alles von diesem Punkte aus uns sich
                Ergebende sofort ungültig sein solle. – Wir müssen aber hiemit, sagte er,

                es auch so machen. –
                     13. Wirst du also, sprach ich, das Nicken mit dem Kopfe dem
                Kopfschütteln und das Verlangen, Etwas zu bekommen, dem
                Zurückweisen und das Ansichziehen dem Vonsichstoßen, und ebenso
                alles Derartige einander als entgegengesetzt bezeichnen, sei es, daß es
                zum Thun oder daß es zum Leiden gehöre, denn in dieser Beziehung
                macht es keinen Unterschied? – Aber gewiß, sagte er, als

                entgegengesetztes. – Was aber nun? sprach ich. Das Dürsten und das
                Hungern und überhaupt die Begierden, und hinwiederum das Wünschen
                und das Wollen, würdest du nicht all dieses unter jene erste hier erwähnte
                Art rechnen, wie z. B. wirst du nicht behaupten, daß immer die Seele des
                Begehrenden entweder jenes verlange, was sie begehrt, oder an sich
                ziehe, wovon sie will, daß es ihr werde, oder hinwiederum so weit sie

                wünscht, daß ihr Etwas verschafft werde, sie hiebei in sich selbst mit
                dem Kopfe nicke, wie wenn sie Jemand gefragt hätte, da sie ja darnach
                sich sehnt, daß jenes ihr werde? – Ja gewiß. – Wie aber? das Nichtwollen
                und das Nichtwünschen und das Nichtbegehren, werden wir dieß nicht
                zu dem Vonsichstoßen und zu dem Hinwegtreiben und überhaupt zu
                jeglichem Gegentheile von jenem rechnen? – Wie sollten wir auch nicht?
                – Wenn demnach dieß sich so verhält, werden wir dann auch behaupten,

                daß es eine Art der Begierden gebe, und zwar dieß die schreiendsten
                unter ihnen seien, nemlich jene, welche wir als Durst und Hunger
                bezeichnen? – Ja, wir werden dieß behaupten, sagte er. – Nicht wahr
                also, die eine ist die Begierde nach Trank, die andere jene nach Speise? –
                Ja. – Wird also diese, insoweit sie Durst ist, als Begierde nach einem
                Weiteren, als was wir eben sagten, in der Seele sein? nemlich ist der

                Durst ein Durst nach einem warmen Tranke, oder nach einem kalten,
                oder nach vielem Tranke, oder nach wenigem, oder mit Einem Worte, ist
                er ein Durst nach einem irgendwie bestimmten Tranke? oder würde er
                wohl dann erst, wenn Wärme mit dem Durste verbunden ist, das
                Begehren nach Kaltem mit sich bringen, und wenn Kälte, das Begehren
                nach Warmem, und wenn wegen der Anwesenheit vielen Getränkes der
                Durst selbst ein großer ist, er das Begehren nach Vielem mit sich

                bringen, wenn aber ein kleiner, das Begehren nach Wenigem, hingegen
                das Dürsten selbst an und für sich würde wohl niemals die Begierde nach
                irgend einem Anderen sein, als nach welchem es von Natur aus die
                Begierde ist, nemlich eben nach Trank an und für sich, und hinwiederum





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