Page 164 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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dahingestorben ist, oder gleich einem Hunde durch seinen Herrn,
nemlich durch die ihm beiwohnende Vernunft, zurückgerufen und
beschwichtigt wurde? – Ja allerdings, sagte er, scheint es so zu sein, wie
du sagst; und gerade ja jene Helfer in unserem Staate haben wir wirklich
auch wie Hunde aufgestellt, insoferne sie den Herrschern gleichsam als
Hirten des Staates gehorsam sind B. II, Cap. 15 u. B. III, Cap. 20.. –
Völlig richtig, sagte ich, denkst du selbst an jenes, was ich hiemit sagen
will; aber beherzige außerdem auch noch Folgendes. – Was? – Daß nun
das Gegentheil des Vorigen sich uns betreffs des Muthigen zeigt; vorhin
nemlich glaubten wirD. h. eben nur Glaukon, worauf dann Sokrates
sogleich jene Geschichte vom Leontios erzählte., es sei irgend ein
Begehrliches; jetzt aber behaupten wir, dieß sei weit gefehlt, sondern
dasselbe stelle bei dem Zwiespalte der Seele seine Waffen weit eher auf
Seite des Vernünftigen auf. – Ja, durchaus so, sagte er. – Ist es also nun
wirklich ein von letzterem Verschiedenes, oder ist es bloß eine Art des
Vernünftigen, so daß dann nicht drei Formen in der Seele wären, sondern
nur zwei, nemlich das Vernünftige und das Begehrliche? oder ist eben,
sowie auch im Staate drei Klassen ihn zusammenhielten, die
gelderwerbende und die helfende und die berathende, ebenso auch in der
Seele dieses Muthige ein Drittes, welches von Natur aus dem
Vernünftigen ein Helfendes ist, woferne es nicht durch schlechte Pflege
verdorben wurde? – Ja, nothwendig, sagte er, ist es ein DrittesMan muß
nemlich bezüglich dieser Dreitheilung der Seele bei Plato allerdings
festhalten, daß das »Muthige« dem »Vernünftigen« ebensosehr nahe
gerückt ist, wie es im Staate die »Helfer« den eigentlichen Wächtern, d.
h. den Herrschern, sind (s. oben B. III, Cap. 20 am Schlusse), denn das
Muthige ist es, welches den Befehlen der Vernunft sich fügt und sie mit
Thatkraft vollzieht, wohingegen das Begehrliche an sich das
Widerspenstige ist; daß aber dennoch nicht an eine Zweitheilung zu
denken sei, sondern das Muthige wirklich als ein selbstständiger Theil
neben den zwei anderen betrachtet werden müsse, zeigen sowohl die
sogleich hier folgenden Worte, als auch werden wir uns an jenes
Gleichniß im »Phädrus« (Cap. 25 und 34 f.) erinnern, in welchem die
Vernunft allein als der Wagenlenker und das Muthige und das
Begehrliche als die zwei Rosse des Wagens erscheinen. Vergl. auch das
hier unten, B. IX, Cap. 12, folgende Gleichniß.. – Ja wohl, sprach ich;
woferne es nemlich als ein vom Vernünftigen Verschiedenes sich zeigt,
sowie es sich schon als ein vom Begehrlichen Verschiedenes zeigte. –
Aber nicht schwierig ja ist es, sagte er, daß es als solches sich zeige;
denn ja auch an den Kindern könnte man dieß sehen, daß sie gleich nach
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