Page 169 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Gesundheit darin, daß man bezüglich der Dinge im Körper ein
naturgemäßes wechselseitiges Herrschen und Beherrschtwerden herstellt,
die Erzeugung der Krankheit aber in naturwidrigem gegenseitigem
Gebieten und Gehorchen. – So ist es. – Nicht wahr also hinwiederum,
sagte ich, die Erzeugung der Gerechtigkeit besteht darin, daß man
bezüglich der Dinge in der Seele ein naturgemäßes wechselseitiges
Herrschen und Beherrschtwerden herstellt, die Erzeugung der
Ungerechtigkeit aber in naturwidrigem gegenseitigen Gebieten und
Gehorchen? – Ja, gar sehr, sagte er. – Vortrefflichkeit also ist, wie es
scheint, irgend eine Gesundheit und Schönheit und ein Wohlverhalten
der Seele, Schlechtigkeit aber eine Krankheit und Schimpflichkeit und
Schwäche. – Ja, so ist es. – Führen nun also nicht auch die trefflichen
Bestrebungen zum Besitze der Vortrefflichkeit, die schimpflichen aber zu
dem der Schlechtigkeit? – Ja, nothwendig. –
Uebrig demnach ist uns, wie es scheint, noch die Erwägung, ob es
hinwiederum gewinnbringend sei, Gerechtes zu verüben und Treffliches
zu betreiben und gerecht zu sein, mag man hiebei unbemerkt bleiben
oder auch nicht, oder ob es gewinnbringend sei, Unrecht zu thun und
ungerecht zu sein, falls man nemlich hiefür nicht Strafe büßt oder durch
Züchtigung besser wird. – Aber mir wenigstens, o Sokrates, sagte er,
scheint diese Erwägung bereits zu einer lächerlichen sich zu gestalten,
woferne es ja schon bei einer Verderbniß der körperlichen Natur so zu
sein scheint, daß man nicht mehr leben kann, selbst nicht in Verbindung
mit allen Speisen und Getränken und allem Reichthume und aller
Herrschaft, es aber dann bei einer Zerrüttung und Verderbniß der Natur
desjenigen, vermittelst dessen gerade wir leben, es doch noch so stehen
sollte, daß man leben könnte, wobei man nach Belieben alles Uebrige
thäte, nur jenes nicht, wodurch man von Schlechtigkeit und
Ungerechtigkeit befreit werden, Gerechtigkeit aber und Vortrefflichkeit
erwerben könnte; denn es hat sich uns ja auch jedes von beiden eben als
ein derartiges gezeigt, wie wir sie bisher durchgegangen haben. – Ja
wohl, eine lächerliche Erwägung wäre es, sagte ich; aber dennoch dürfen
wir, nachdem wir einmal zu diesem Punkte gekommen sind, darin nicht
ermüden, so deutlich als möglich es einzusehen, daß es wirklich sich so
verhalte. – Bei Gott, sagte er, am wenigsten von Allem dürfen wir hierin
ermüden. – So komm denn hieher, sprach ich, damit du auch sehest, wie
viele Formen, wie mir scheint, die Schlechtigkeit habe, so viele deren
nemlich der Betrachtung würdig sind. – Ja, ich folge dir, sagte er; sprich
nur. – Und nun zeigt sich mir ja, sprach ich, wie von einer Warte aus,
nachdem wir auf diesen Höhepunkt der Begründung gelangt sind, daß es
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