Page 165 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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der Geburt schon voll des Muthigen sind, der Vernunft hingegen Einige,
wie mir wenigstens scheint, niemals theilhaftig werden, die Meisten aber
erst sehr spät einmal. – Ja bei Gott, sagte ich, du hast Recht; ferner aber
könnte man selbst auch an den Thieren sehen, daß es sich so verhält, wie
du sagst; und außerdem wird es auch jenes Wort des Homeros, welches
wir oben B. III, Cap. 4 (die homerische Stelle ist Odyssee XX, V. 17).
schon einmal anführten, bezeugen, nemlich
»an die Brust aber schlagend redete er sein Herz mit dem Worte an«;
denn dortselbst hat Homeros doch deutlich gedichtet, daß ein
Verschiedenes gegen ein Verschiedenes den Tadel abspricht, nemlich
dasjenige, was mit Vernunft über das bessere und Schlechtere eine
Erwägung anstellt, gegen das in unvernünftiger Weise Zürnende. – Sehr
richtig, sagte er, sprichst du da. –
16. Durch dieses also, sagte ich, sind wir nun zur Noth
hindurchgeschwommen, und es gilt uns so ziemlich als zugestanden, daß
die nämlichen Gattungen im Staate, und die nemlichen auch in der Seele
eines jeden Einzelnen sich finden, und daß auch die Zahl derselben die
gleiche sei. – Ja, so ist es. – Nicht wahr also, hiemit ist ja nun
nothwendig, daß in der nemlichen Weise wie der Staat und vermittelst
des Nemlichen wie der Staat auch der einzelne Bürger ein weiser ist? –
Warum nicht? – Und auch daß in der nemlichen Weise, wie der einzelne
Bürger und vermittelst des Nemlichen wie der einzelne Bürger auch der
Staat ein tapferer ist, und daß auch in allem Uebrigen bezüglich der
Vortrefflichkeit beide sich völlig gleich verhalten? – Ja, nothwendig ist
dieß. – Und auch als gerecht demnach, o Glaukon, werden wir, glaube
ich, den einzelnen Mann in der nemlichen Weise bezeichnen, in welcher
auch ein Staat ein gerechter ist, – Auch dieß ist durchaus nothwendig. –
Aber noch haben wir es nicht vergessen, daß ja jener uns dadurch ein
gerechter war, weil jede von den drei in ihm vorhandenen Klassen das
Ihrige thatOben Cap. 10 u. 11.. – Nein, sagte er, wir haben, wie mir
scheint, es nicht vergessen. – Im Gedächtnisse also müssen wir nun
behalten, daß auch jeder Einzelne von uns, bei welchem jeder der in ihm
befindlichen Theile das Seinige thut, ein gerechter sein und selbst das
Seinige thun wird. – Ja wohl, sagte er, gar sehr müssen wir dieß im
Gedächtnisse behalten. – Nicht wahr also, für das Vernünftige gebührt es
sich, daß es herrsche, da es ja weise ist und die Fürsorge für die
gesammte Seele in sich enthält, für das Muthige aber gebührt es sich, daß
es jenem gehorche und ein Bundesgenosse sei. – Ja wohl, völlig so. –
Wird nun also nicht, wie wir schon sagten B. III, Cap. 18., die Mischung
der musischen und gymnischen Bildung einen Einklang dieser beiden
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