Page 185 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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die nemliche Anzahl der Männer bewahren, und der Staat uns nach
                Möglichkeit weder zu groß, noch zu klein werde. – Ja, richtig ist dieß,
                sagte er. – Irgend Loose demnach, glaube ich, müssen wir veranstalten,

                nemlich gar schlaue, so daß jener Schlechte bei jeder Paarung die Schuld
                dem Zufalle, nicht aber den Herrschern beimesse. – Ja wohl, gar sehr,
                sagte er. –
                     9. Und den trefflichen ja unter den jungen Männern müssen wir im
                Kriege oder auch anderwärts Ehren und Kampfpreise zutheilen,
                insbesondere aber auch eine reichlichere Befugniß zum Beischlafe mit
                den Frauen, damit zugleich auch in Verbindung mit einem täuschenden

                Vorwande die größtmögliche Anzahl von Kindern eben durch die
                Derartigen in die Welt gesetzt werde. – Ja, richtig ist dieß. – Nicht wahr
                also, auch die je entstehenden Sprößlinge wird die hiezu aufgestellte
                Behörde in Empfang nehmen, sei es, daß sie aus Männern, oder aus
                Frauen, oder aus beiden bestehe, denn gemeinschaftlich ja den Frauen
                und den Männern sind uns wohl die Behörden? – Ja. – Also die

                Sprößlinge der Guten, meine ich, werden sie nehmen und in die Krippen-
                Anstalt zu irgend Kinder-Wärterinnen bringen, welche abgesondert in
                einem Theile des Staates wohnen, die Sprößlinge der Schlechteren aber,
                und auch wenn von den Uebrigen ein verkrüppeltes Kind geboren wird,
                werden sie, wie sich’s geziemt, an einem geheimen und Niemanden
                bekannten Orte verbergen. – Allerdings, sagte er, woferne das
                Geschlecht der Wächter rein erhalten werden soll. – Nicht wahr also,

                auch für Nahrung werden sie sorgen, indem sie die Mütter, wann
                dieselben von Milch strotzen, zur Krippen-Anstalt führen, wobei sie aber
                alle Vorsichtsmaßregeln ergreifen, damit keine ihr eigenes Kind erkenne,
                und indem sie andere Frauen, welche Milch haben, herbeischaffen, falls
                jene nicht ausreichen sollten; und auch dafür werden sie sorgen, daß die
                Kinder nur eine mäßige Zeit hindurch gesäugt werden, alle

                Schlaflosigkeit aber und die übrige Plage werden sie auf die Ammen und
                Kinder-Wärterinnen hinüber wälzen. – Eine große Erleichterung des
                Kinderbringens, sagte er, gibst du hiemit für die Frauen der Wächter an.
                – Ja, es geziemt sich aber auch, erwiderte ich; aber wir wollen nun auch
                das zunächst Folgende, was wir wünschen, durchgehen. Nemlich wir
                behaupteten ja, daß die Sprößlinge aus Menschen in dem schönsten Alter
                hervorgehen sollen. – Ja, dieß ist wahr. – Scheint nun nicht auch dir die

                mittlere Zeitdauer des schönsten Alters beim Weibe zwanzig und beim
                Manne dreißig Jahre zu betragen? – Wie rechnest du da? sagte er. – Daß
                die Frau, erwiederte ich, von ihrem zwanzigsten Jahre angefangen bis zu
                ihrem vierzigsten für den Staat Kinder gebäre, der Mann aber, sobald die





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