Page 195 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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lieben und von ihm geliebt werden dürfeDaß der platonische Eros auch
mit dem dorischen Schlachten-Eros verwandt sei, habe ich schon in
Anm. 12 z. »Gastmahl« angegeben.. – Ja, dieß wohl von Allem am
meisten, sagte er; und ich füge diesem Gesetze auch noch hinzu, daß, so
lange sie auf diesem Feldzuge sich befinden, es Keinem erlaubt sei, sich
loszusagen, woferne jener ihn lieben will, damit, mag Jemand ein
männliches oder ein weibliches Wesen lieben, er hiedurch um so eifriger
sei, sich um den Kampfpreis zu bewerben. – Recht so, sagte ich; denn
daß ja für den Tüchtigen mehrere Ehefeste als für die Uebrigen bereit
sind und diesen im Vergleiche mit den Uebrigen öfter die Wahl treffen
wird, damit so Viele als möglich aus einem Solchen erzeugt werden,
haben wir bereits angegeben Oben Cap. 9 z. Anfang.. – Ja, allerdings,
sagte er, haben wir es angegeben. –
15. Aber ja auch dem Homeros zufolge muß man mit Derartigem die
Tüchtigen unter den jungen Leuten ehren – denn auch Homeros sagt, daß
der im Kriege sich auszeichnende Ajas »mit langgestreckten
Rückenstücken eines Rinderbratens erfreut worden sei«Ilias VII, V. 321.,
als wäre eine derartige Ehrenbezeugung dem jugendlich kräftigen und
tapferen Manne völlig passend, durch welche er zugleich mit dem
Empfang der Ehre auch seine Körperkraft erhöhe. – Völlig richtig, sagte
er. – Wir werden also, sprach ich, dieß dem Homeros glauben; denn auch
wir werden bei Opfern und all Derartigem die Tüchtigen, insoweit sie
sich uns als Tüchtige zeigen, sowohl durch Lieder, als auch durch Dinge,
wie wir so eben erwähnten, ehren, und außerdem »durch Vorsitz und
Fleisch und vollere Becher«Ebend. VIII, V. 162 u. XII, V. 311., damit
wir zugleich mit der Ehrenbezeugung auch eine Hebung der tüchtigen
Männer und Frauen verbinden. – Vortrefflich, sagte er, ist, was du da
sprichst. – Weiter; was nun die auf dem Feldzuge Gestorbenen betrifft,
werden wir da nicht von demjenigen, welcher mit Ruhm sein Leben
geendet, zunächst schon sagen, daß er zu dem goldenen Menschen-
Geschlechte gehöre? – Ja gewiß, von Allen am meisten. – Werden wir
aber nicht auch da dem Hesiodos glauben, daß, wenn Menschen von dem
derartigen Geschlechte gestorben sind, dann wohl
»sie als heilige Dämonen oben auf der Erde wandeln,
als Wackere, als Unglücks-Abwehrer, als Wächter der
redekundigen Menschen«Tage und Werke V. 121 f. (mit
einigen Abweichungen; im »Kratylos« führt Plato diese
Verse wieder in etwas anderer Form an). Uebrigens beachte
man, daß Plato nun doch ein gespensterhaftes
Herumwandeln der Dämonen, freilich nur der »guten
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