Page 196 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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Geister«, als sehr zweckdienlich erachtet, während er oben,
                        B. II, Cap. 20, über ähnliche Dichterstellen höchlich
                        entrüstet war. –


                Ja, wir werden es ihm glauben. – Nachforschen also werden wir bei dem

                GotteHiemit ist offenbar Apollo in jener nemlichen Beziehung gemeint,
                in welcher wir oben, B. IV, Cap. 5, die apollinische Religion als die von
                Plato bevorzugte trafen (s. Anm. 152) Man beachte auch in beiden
                Stellen die Ausdrucksweise, daß der Gott den erforderlichen Kultus
                »erklärt«., in welcher Weise und nach welchen Unterschieden man mit
                den dämonischen und göttlichen Menschen verfahren solle, und hiernach
                werden wir auch in dieser Weise verfahren, wie jener es erklärt. – Warum

                sollten wir auch nicht? – Und auch in Zukunft werden wir die
                Grabstätten derselben, wie jene von Dämonen, verehren und anbeten;
                und eben dieß Nemliche werden wir für gesetzlich halten, wenn im
                Greisenalter oder auf irgend andere Weise Einer von denjenigen stirbt,
                welche im Leben in hervorragender Weise als Tüchtige sich bewährten. –
                Ja, wenigstens gerecht ist dieß, sagte er. –

                     Wie nun weiter? Wie werden unsere Krieger gegen die Feinde
                handeln? – Was meinst du hiemit? – Erstens wohl, was die Sklaverei
                betrifft, scheint es da gerecht, daß Hellenen hellenische Staaten zu
                Sklaven machen, oder vielmehr, daß man es nicht anders gestattet und an
                nichts Anderes sie gewöhnt, als daß sie das eigene hellenische
                Geschlecht schonen, indem sie vor der Knechtung durch Nicht-Hellenen
                sich hüten? – Ja, für das Gesammte und in jeder Beziehung, sagte er,

                macht es einen Unterschied, daß man sie schone. – Also soll man auch
                sowohl selbst keinen Hellenen als Sklaven besitzen, als auch den übrigen
                Hellenen eben diesen Rath ertheilen? – Ja, allerdings, sagte er; weit eher
                ja möchten sie sich in solcher Weise gegen die Nicht-Hellenen kehren,
                von sich selbst aber unter sich Solches fernhalten. – Wie nun weiter? die

                Gestorbenen zu plündern, außer etwa, wenn sie gesiegt haben, ihnen die
                Waffen abzunehmen, ist dieß etwa schön? oder bietet dieß nicht selbst
                den Feigen einen Vorwand dar, nicht gegen den kämpfenden Feind
                vorrücken zu müssen, gerade als thäten sie schon ihre Schuldigkeit,
                wenn sie über Leichen sich hinbeugen; und sind nicht auch schon ganze
                Heere über eine solche Plünderung zu Grunde gegangen? – Ja wohl, gar
                sehr. – Scheint es aber nicht auch etwas Sklavisches und Geldgieriges,
                einen Leichnam zu berauben, und Sache einer weibischen und

                kleinlichen Gesinnung, für das Feindliche den Leib des Gestorbenen zu
                halten, wenn der Feind bereits aus demselben entflogen, nur aber





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