Page 217 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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gekommen. und andere derartige Mischlinge malen. Stelle dir nemlich
vor, daß es einen derartigen Schiffs-EignerUnter dem »Schiffseigner« ist
bei diesem Gleichnisse das Volk verstanden, sowie unter den Bootsleuten
die Beamten jeder Art, an deren Spitze eben der Steuermann steht oder
stehen soll., sei es vieler Schiffe, oder sei es eines einzigen, gebe,
welcher an Größe und Stärke alle im Schiffe befindlichen übertrifft, aber
halbtaub und in gleicher Weise kurzsichtig ist und eine diesen
Eigenschaften entsprechende Einsicht in das Seewesen hat, hiebei aber
die Bootsleute unter sich betreffs der Lenkung des Schiffes im
Zwiespalte seien, indem jeder derselben Steuermann sein zu müssen
glaubt, welcher weder jemals diese Kunst gelernt hat, noch auch irgend
einen Lehrer in derselben, oder eine Zeit, wann er sie gelernt habe,
aufweisen kann, und noch dazu Alle behaupten, sie könne gar nicht
gelehrt werden, und gleich zur Hand sind, jenen, welcher sie als eine
lehrbare bezeichnet, in Stücke zu hauen, sie selbst aber den Schiffseigner
immer mit Bitten und allem Uebrigen umlagern, damit er ihnen das
Steuerruder anvertraue, und zuweilen, wenn nicht sie, sondern etwa
irgend Andere dieses durchsetzen, sie dann diese Anderen tödten oder
aus dem Schiffe werfen, jenen köstlichen Schiffseigner aber durch einen
Schlaftrunk oder durch Weingenuß oder durch irgend ein anderes Mittel
in Fesseln schlagen und die Herrschaft über das Schiff den Mitsegelnden
überlassen und trinkend und schwelgend eben dahinfahren, wie es von
Derartigen zu erwarten ist, dabei aber als Seemann und als befähigt zur
Führung des Steuerruders und als Schiffskundigen überhaupt denjenigen
bezeichnen und lobpreisen, welcher gewandt ist, Hand mit anzulegen,
damit sie entweder durch Ueberredung oder durch Bewältigung des
Schiffs-Eigners die Herrschaft ausüben, und denjenigen, der dieß nicht
kann, als einen Unbrauchbaren tadeln, betreffs des wahrhaften
Steuermannes aber nicht einmal eine Ahnung davon haben, daß er
nothwendig seine Sorgfalt auf das Jahr und seine Zeiten und auf den
Himmel und seine Gestirne und auf die Winde und überhaupt auf Alles
zu jener Kunst Gehörige richten muß, woferne er in Wirklichkeit ein
Herrscher des Schiffes sein soll, sondern es sogar für eine Unmöglichkeit
halten, daß man betreffs der Art und Weise der Lenkung, mag dieselbe
Einigen erwünscht sein oder nicht, irgend eine Kunst und regelrechte
Uebung zugleich neben der eigentlichen Steuermannskunst erreichen
könne. Wenn demnach es derartig betreffs der Schiffe steht, glaubst du
nicht, daß der wahrhaft zum Steuerruder Befähigte wirklich ein
Sterngucker und ein Schwätzer und ein Unbrauchbarer von den
Bootsleuten genannt werde, welche in den so eingerichteten Schiffen
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