Page 218 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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sich befinden? – Ja wohl, gar sehr, sagte Adeimantos. – Ich glaube
demnach, sagte ich, du wirst nicht das Bedürfniß haben, dieses Bild in
näherer Prüfung zu betrachten, daß es nemlich den Staaten bezüglich
ihres Verhaltens zu den wahrhaft Weisheitsliebenden wirklich gleiche,
sondern du wirst verstehen, was ich meine. – Ja wohl, gar sehr, sagte er.
– Erstens demnach magst du denjenigen, welcher sich darüber wundert,
daß die Weisheitsliebenden in den Staaten nicht geehrt werden, über
dieses Bild belehren und es versuchen, ihn davon zu überzeugen, daß es
weit eher zu wundern wäre, wenn sie geehrt würden. – Ja, ich werde ihn
hierüber belehren, sagte er. – Und also auch über die Wahrheit seines
Ausspruches, daß für die Menge die Tüchtigsten unter den
Weisheitsliebenden unbrauchbar sind; aber die Schuld dieser
Unbrauchbarkeit heiße ihn denjenigen beimessen, welche eben keinen
Gebrauch von ihm machen, nicht aber jenen Tüchtigen selbst; denn es
liegt nicht in der Natur der Sache, daß der Steuermann die Bootsleute
bitte, sich von ihm beherrschen zu lassen, und nicht, daß »die Weisen zu
den Thüren der Reichen gehen«, sondern wer diesen gar feinen
Ausspruch gethan hatVgl. auch oben B. II Cap. 7, woselbst dieser
Ausdruck in Bezug auf die Bettelpriester gebraucht worden war.
Uebrigens muß dieß zur Zeit Plato’s offenbar schon eine auf die
Philosophen angewendete sprüchwörtliche Redensart gewesen sein;
jener eigentliche Urheber des Sprüchwortes aber, auf welchen, als auf
eine einzelne Person, Plato hier anspielt, ist der Lyriker Simonides., sagte
eine Lüge, die Wahrheit hingegen verhält sich von Natur aus so, daß,
mag ein Reicher oder ein Armer krank sein, er zu den Thüren der Aerzte
gehen muß, und ebenso jeder, der das Bedürfniß hat, beherrscht zu
werden, zu den Thüren des zum Herrschen Befähigten, nicht aber daß
der Herrschende die Beherrschtwerdenden bitte, sich von ihm
beherrschen zu lassen, woferne hiebei in Wahrheit irgend ein Nutzen
bestehen soll. Wenn du aber die jetzt in den Staaten herrschenden
Männer jenen von uns so eben erwähnten Bootsleuten gleichstellst, wirst
du nicht irren, und ebenso auch die von diesen als Unbrauchbare und als
sternguckende Schwätzer Bezeichneten mit den wahrhaften
Steuermännern. – Völlig richtig, sagte er. – In Folge hievon demnach
und unter solchen Menschen kann es nicht leicht der Fall sein, daß jene
schönste Thätigkeit bei denjenigen in Ansehen stehe, welche das
Gegentheil hievon betreiben, sondern bei Weitem die größte und
mächtigste Verleumdung erwächst der Weisheitsliebe gerade wegen
jener, welche behaupten, daß sie Solches betreiben, Männer, von
welchen ja, wie du angibst, die Ankläger der Weisheitsliebe sagen, daß
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