Page 252 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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dem ganzen Körper vom Dunkeln zum Hellen drehen kann, gleichfalls
zugleich mit der ganzen Seele aus dem Werdenden hinüberführt werben
müsse, bis sie befähigt wird, den Blick in das Seiende und in das Hellste
unter dem Seienden zu ertragen; dieß aber ist, sagen wir, das Gute; oder
wie anders? – Ja. – Also eben hievon, sagte ich, möchte es wohl auch
eine Kunst geben, nemlich eine Kunst des Hinüberführens, auf welche
Weise wohl Jemand am leichtesten und am raschesten herumgedreht
werden könne, nicht daß man ihm das Sehen selbst einpflanze, sondern
derartig, daß er dasselbe bereits besitzt, nur aber nicht richtig gewendet
ist und nicht dorthin blickt, wohin er soll, und man also eben dieß
bewerkstellige. – Ja, so scheint es, sagte er. – Es kömmt demnach darauf
hinaus, daß die übrigen sogenannten Vortrefflichkeiten der Seele so
ziemlich jenen des Körpers nahe sind, daß nemlich diese wirklich,
nachdem sie vorher nicht vorhanden waren, später einmal durch
Gewöhnung und Uebung eingepflanzt werden; hingegen die
Vortrefflichkeit des Verstandes gehört vor allem Anderen, wie es scheint,
irgend einem Göttlicheren an, welches seine Fähigkeit nie verliert, aber
durch jenes Hinüberführen ein Brauchbares und Nützliches oder
hinwiederum ein Unbrauchbares und Schädliches wird; oder hast du
noch nicht bemerkt, wie bei Denjenigen, welche man als schlechte, aber
kluge Leute bezeichnet, ihre Seelchen einen so durchdringenden Blick
habe und so scharf Alles durchschaue, worauf es sich wendet, nicht also,
daß es einen schlechten Gesichtssinn habe, sondern vielmehr daß es
gezwungen ist, der Schlechtigkeit zu dienen, und daher, je
scharfsichtiger es ist, desto mehr Unheil stiften wirdS. den nemlichen
Grundsatz, daß die höchste Begabung auch zur größten Schlechtigkeit
führe, oben B. VI, Cap. 6.. – Ja allerdings, sagte er. – Wenn hingegen
gerade bei einer derartigen Begabung sogleich von Kindheit an jenes
weggehauen würde, was mit ihrer Entstehung verwachsen ist, gleichsam
wie Bleigewichte, welche an Völlerei und all derartige Vergnügungen
und Leckereien sich anschließen und hiedurch den Gesichtssinn der
Seele nach Unten ziehen, – und wenn sie von all diesem befreit zum
Wahren herumgedreht würde, so möchte eben die nemliche Begabung
dieser nemlichen Menschen wohl auch dieses ebenso im schärfsten
Maße sehen, sowie sie nun jenes sieht, worauf sie jetzt hingewendet ist.
– Ja, so scheint es, sagte er. – Wie aber? sprach ich; ist nicht auch
Folgendes gemäß dem Bisherigen wahrscheinlich und nothwendig, daß
weder die Ungebildeten und der Wahrheit Unkundigen jemals genügend
einen Staat lenken dürften, noch aber auch jene, welchen man gestattet,
in der Bildung bis zum Ende zu verweilen, die ersteren darum nicht, weil
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