Page 283 - Philosophie und Politik: Staatstheorien von Platon, Cicero, Machiavelli und Thomas Morus (Vollständige deutsche Ausgaben)
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der Einzelnen gleichfalls fünf sein? – Wie anders? – Jenen Einzelnen
                denn nun, welcher der AristokratieS. d. Schluß des IV. Buches. ähnlich
                ist, haben wir bereits durchgegangen, von welchem wir ja mit Recht

                behaupten, daß er gut und gerecht sei. – Ja, wir haben ihn
                durchgegangen. – Müssen wir also nun auch die Schlechteren
                durchgehen, nemlich den Streitliebenden und Ehrliebenden, welcher auf
                Seite der Lakonischen Staatsverfassung steht, und hinwiederum den
                Oligarchischen und den Demokratischen und den der Gewaltherrschaft
                entsprechenden, damit, wenn wir so den Ungerechtesten betrachtet
                haben, wir ihn dem Gerechtesten gegenüberstellen und uns unsere

                Erwägung ihren Abschluß finde, wie sich wohl die unvermischte
                Gerechtigkeit zur unvermischten Ungerechtigkeit bezüglich des
                glücklichen oder unglücklichen Zustandes dessen, der sie an sich hat,
                verhalteDieß geschieht vom 4. Cap. des IX. Buches an., um entweder
                dem Thrasymachos folgend Ungerechtigkeit zu üben, oder der jetzt sich
                uns zeigenden Begründung folgend Gerechtigkeit. – Ja, durchaus, sagte

                er, müssen wir es so machen. – Müssen wir also, wie wir auch zu Anfang
                thaten B. II Cap. 10., daß wir eher in den Staaten, als in den Einzelnen
                die Charaktere erwogen, weil es so deutlicher sei, eben so auch jetzt
                zuerst die ehrliebende Staatsverfassung erwägen – denn einen anderen
                Namen weiß ich für sie nicht anzugeben, oder wir müssen sie Timokratie
                oder Timarchie nennen –; und im Hinblicke auf diese dann werden wir
                den ebenso beschaffenen Mann betrachten, hernach die Oligarchie und

                den oligarchisch beschaffenen Mann, hierauf aber auf die Demokratie
                hinblickend, werden wir den demokratisch beschaffenen Mann
                beschauen, an vierter Stelle aber werden wir uns zu dem unter
                Gewaltherrschaft stehenden Staate begeben und nachdem wir ihn
                gesehen, wieder auf die der Gewaltherrschaft entsprechende Seele
                hinblicken, und so versuchen, über jenes, was wir uns vorgenommen

                haben, ein genügendes Urtheil zu fällen. – In wohlbegründeter Weise ja,
                sagte er, möchte so unsere Betrachtung und unser Urtheil von Statten
                gehen. –
                     3. Wohlan demnach, sagte ich, laß uns versuchen, anzugeben, auf
                welche Weise eine Timokratie aus der Aristokratie entstehen dürfte; oder
                ist vielleicht dieß schon das Einfache, daß jede Staatsverfassung in Folge
                desjenigen, was eben in ihm die Herrschaft übt, umschlage, sobald in

                eben jenem ein Zwiespalt entsteht, hingegen wenn jenes einträchtig ist,
                mag es ein noch so Kleines sein, unmöglich Etwas gerüttelt werden
                kann? – Ja, so ist es allerdings. – Auf welche Weise also, o Glaukon,
                sagte ich, wird uns am Staate gerüttelt werden, und in welcher





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